Wenn man heute den Namen Schmid gegenüber hochrangigen Türkisen fallen lässt, dann hört man Zuschreibungen wie „ein Vollidiot, der mit seiner Wichtigtuerei, die Regierung in die Krise stürzte“.
Aber wer ist der mysteriöse Thomas Schmid? Wie wurde er so mächtig? Und ab wann bestimmte die Hybris sein Handeln?
Wegbegleiter beschreiben den Tiroler als „äußerst machtbewusst“ und „unheimlich effektiv“. Schmid, der mit Ex-ÖVP-Chef Michael Spindelegger ins Finanzministerium wechselte, entwickelte sich schnell zum Hausherrn im Winterpalais des Prinz Eugen – auch weil sowohl Hans Jörg Schelling als auch Hartwig Löger Quereinsteiger waren.
Als Kabinettschef und später als Generalsekretär verhandelte er federführend die Budgets mit den jeweiligen Ressorts. „Er konnte sämtliche Budgetkennziffern herunterrasseln. Zu jeder Verhandlung kam er extrem gut vorbereitet. Schmid war ein extrem harter Verhandler“, erzählt ein Sektionschef. Auch Löger betonte, dass er sein erstes Budget als Finanzminister nicht ohne Schmid zustande gebracht hätte.
Doch wehe, man war Schmid nicht sympathisch, ein Dorn im Auge oder ein Hindernis für seine Karriere. „Er war ein Zyniker vor dem Herrn. Jene, die Schmid nicht mochte, hatten mitunter kein leichtes Leben im Finanzministerium“, schildert ein ehemaliger Kollege. Vom rüden Ton Schmids zeugen seine dreisten Chats. Empathie war nicht die Stärke des Thomas Schmid – Machtspiele dagegen schon. „Ich könnte nicht sagen, ob Schmid je ein anderes politisches Anliegen hatte als seine Karriere“, so der Ex-Kollege.
Selbst als er im Frühjahr 2019 als Alleinvorstand in die ÖBAG wechselte, wollte er die Kontrolle über das Finanzministerium behalten: Schmid präsentierte ungefragt Löger seinen Nachfolger als Generalsekretär. Außerdem schlug er dem damaligen Finanzminister vor, dass es einmal pro Woche einen Jour fixe zwischen ihm, Schmid, sowie dem neuen Kabinettschef und dem neuen Generalsekretär geben sollte, damit er weiterhin alle Fäden in der Hand hätte. Löger lehnte ab, wollte sich sein Team selbst auswählen und sich nicht von Schmid diktieren lassen. Ab diesem Zeitpunkt herrschte Eiszeit zwischen Löger und Schmid.
Der gelernte Jurist startete seine Karriere beim EU-Abgeordneten Paul Rübig. Bei seiner Rückkehr nach Wien dockte Thomas Schmid erst bei Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser im Pressebüro an. Später diente er Wolfgang Schüssel als dessen Büroleiter im ÖVP-Klub und landete dann als Pressesprecher bei Außenminister Michael Spindelegger, der auch Sebastian Kurz in die Regierung holte.
Kurz und Schmid – wie gut kannten sie einander? Eine Frage, die auch die WKStA intensiv recherchiert. Für das Strafverfahren ist extrem wichtig, dass die WKStA nachweisen kann, dass Kurz über die Inseratenkorruption Bescheid wusste und nicht Schmid eigenständig agierte.
Im WKStA-Bericht über die Datenauswertung der neuen Chats gibt es daher ein eigenes Kapitel, welches das Verhältnis zwischen Kurz und Schmid auf zwölf Seiten beleuchtet. Die WKStA kommt zur Conclusio, dass Schmid und Kurz seit Jahren gut befreundet sind: Regelmäßig gingen sie wandern, berieten sich in politischen Fragen, lästerten über Ex-ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner („… ist ein Linksdilettant und ein riesen Oasch!“; siehe Chats rechts), als dieser sein Buch präsentierte und schickten einander zum Geburtstag Glückwünsche. Kurz antwortete stets mit „Danke für deine Freundschaft! AL Sebastian“. Eine Freundschaft, die Kurz zum Verhängnis wurde.
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