Der erfahrene Stratege zollt allen handelnden Personen und Behörden in der Krisensituation rund um den Anschlag in Wien seinen Respekt. „Hunderte Polizisten, dazu die Kräfte des Militärs und die Koordinierung aller Blaulicht-Organisationen – das ist eine gewaltige Leistung, die bravourös gemeistert wurde. Für mich hat sich gezeigt, dass man auf so ein Krisenszenario bestens vorbereitet war.“
Kommunikation war gut
Auch die Kommunikation, „die in so einer Situation entscheidend ist“, habe sehr gut funktioniert, egal, ob vom Innenminister, Bürgermeister oder Bundeskanzler. „Die Fakten wurden auf den Tisch gelegt, es gab klare Ansagen und Aufforderungen, ohne in Alarmismus auszuarten.“
Genau das helfe in einer Krisensituation, wie sie Wien erlebt: „Ruhig und sachlich bleiben. Bei Alarmstufe Rot, und die haben wir, unbedingt den Anweisungen der Behörden folgen und sie in Ruhe arbeiten lassen.“ Wer kann, solle zuhause bleiben, auch weil noch unklar ist, ob es Komplizen gibt, sagt Feichtinger, der selbst bis auf Weiteres mit seiner Frau in deren Ordination im 1. Bezirk nahe des Bauernmarkts ausharrt. „Wir hatten Glück. Wir sind am Montag nur zwei Stunden vor dem Terroranschlag vom Schwedenplatz die Rotenturmstraße hinauf zur Ordination spaziert. Bei dem warmen Wetter waren die Gastgärten vor dem angekündigten Lockdown gut besucht, die Stimmung war angenehm. Und dann das.“
Keine Videos verbreiten
Jetzt gelte es ruhig und sachlich zu bleiben, die Behörden nicht in ihrer Arbeit zu behindern. „Dazu gehört auch, keine Schreckensbilder und Videos hochzuladen und verbreiten – auch nicht aus der Vergangenheit“, warnt Feichtinger. „Damit würde man die Propaganda von Terrororganisationen wie dem IS stützen, sie stärker darstellen, als sie sind.“
Feichtinger: „Die Ideologie der Terrororganisation IS ist nie verschwunden, sie lebt weiter – und ihre radikalen Anhänger auch. In Syrien und im Irak wurden sie nicht vernichtet, sondern sie sind in den Untergrund abgetaucht. In Afghanistan sind sie immer stärker geworden. Sie existieren real – so wie die Sympathisanten im Westen, die auch bereit sind, dafür Selbstmord zu verüben.“
"Irrationale Geisterfahrer"
Der erfahrene Stratege spricht von IS-Sympathisanten im Westen als „irrationale Geisterfahrer“, die sich selbst radikalisieren. „So jemand wird meist nicht erkannt, weil nur das allerengste Umfeld diese Radikalisierung wahrnehmen könnte. Damit der zuschlägt, reicht dann ein kleiner Auslöser, wie wir von anderen Terroranschlägen in Europa wissen.“
Das Ziel der Terroristen sei jedenfalls, Angst, Schrecken und Panik zu verbreiten. „Und die Antwort kann nur sein, das nicht zuzulassen: Gib dem Terror keine Chance.“
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