Teilzeit-Debatte: Diese drei Punkte schlägt Gewessler vor

Leonore Gewessler steht vor einem Mikrofonspult mit der Aufschrift "Gruene.at" und spricht
Die Grünen-Chefin kritisiert ÖVP-Minister Wolfgang Hattmannsdorfer und pocht unter anderem auf einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz.

Die Grünen haben in der laufenden Diskussion über Teilzeit-Arbeit am Donnerstag einen Drei-Punkte-Plan präsentiert. Sie fordern mehr Plätze in der Kinderbetreuung, einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz sowie das Recht auf Aufstockung auf Vollzeit, wenn ohnehin regelmäßig Überstunden geleistet werden. Viele Teilzeit-Arbeitende würden sich fragen: "Warum wirft mir die Regierung Faulheit vor?", so die Grünen-Parteichefin Leonore Gewessler.

Gewessler stellte die Frage in den Raum, was ÖVP-Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer, der die Debatte um die Teilzeit losgetreten hatte, seinerzeit als Sozial-Landesrat in Oberösterreich für den Ausbau der Kinderbetreuung getan habe. Oberösterreich sei hier das Schlusslicht, so Gewessler: "Statt den Leistungsträgerinnen unserer Gesellschaft Faulheit vorzuwerfen und von Teilzeit-Arbeit als Lifestyle zu sprechen, solle sie lieber faire Rahmenbedingungen für alle Arbeitenden schaffen."

50.000 zusätzliche Kindergartenplätze

Gewessler rechnete vor: "Wir brauchen 50.000 zusätzliche Kindergartenplätze und einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag - denn Mamas und Papas sollen nicht bitten müssen, damit sie arbeiten gehen können, wenn sie das wollen." Wie dies finanziert werden soll? Hier verweist Gewessler auf milliardenschwere Unterstützungen, die die Länder vom Bund erhalten hätten.

Zum Rechtsanspruch auf Vollzeit erklärte sie: "Wer Teilzeit im Vertrag stehen hat und trotzdem Woche für Woche Mehrstunden machen muss, soll seine Regelarbeitszeit um diese Stunden aufstocken dürfen." Es gebe eine erhebliche Zahl an Teilzeitbeschäftigten, die gerne mehr arbeiten würden.

Kritik an Hattmannsdorfer

Und überhaupt stelle sich die Frage, wie denn Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer beurteilen wolle, ob jemand "Lifestyle-Teilzeit" nutze. Auf die Frage, ob Besserverdiener ohne Betreuungspflichten, die sich für Teilzeit entscheiden, mehr ins Sozialsystem einzahlen sollen, erklärte Gewessler: Wenn sich jemand den Fuß bricht dann soll dieser auch einen ganzen Gips mittels E-Card bekommen - und keinen halben, weil er vermögend ist.

Aus dem Finanzministerium hieß es am Donnerstag, es bedürfe mehr Aufklärung zu den Folgen von Teilzeitarbeit. "Vielen ist nicht bewusst, wie stark sich Arbeitszeit und Erwerbsbiografie auf die finanzielle Absicherung im Alter auswirken", so Staatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) zur APA. Langfristig bedeute Teilzeitarbeit oft deutlich weniger Pension. "Ein Fakt, bei dem wir mit der Nationalen Finanzbildungsstrategie ansetzen", so die Staatssekretärin.

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