3 Beispiele: Wie unser Steuersystem Teilzeit belohnt

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Zahlt sich das wirklich aus? Wie sich eine höhere Arbeitszeit derzeit auf Ihren Nettolohn auswirkt.

Der Hauptgrund, warum vor allem Frauen in Österreich Teilzeit arbeiten, sind Kinderbetreuungspflichten. Umfragen zeigen aber auch einen klaren Trend zur freiwilligen Teilzeit – bei beiden Geschlechtern.

Das liegt teilweise wiederum daran, dass Österreichs Steuersystem Mehrarbeit, respektive ein höheres Einkommen nur bedingt belohnt. Und das liegt an den sechs Tarifstufen, ab denen jeweils höhere Steuersätze anfallen.

Stunden aufstocken? Rentiert sich nur bedingt

Der Effekt: Eine Verdoppelung der Arbeitszeit von 20 auf 40 Wochenstunden bringt durchschnittlich aufgrund höherer Steuern netto nur 68 Prozent mehr Einkommen. Der wirtschaftsliberale Thinktank Agenda Austria hat dazu detaillierte Rechenbeispiele vorgelegt:

  • 20 Stunden: Ein Handwerker arbeitet 20 Stunden pro Woche, und zwar bei einem Bruttomonatsgehalt von 1.750 Euro. Er überlegt, um zehn Stunden aufzustocken, entscheidet sich aber dagegen. Warum? Für 50 Prozent Mehrarbeit würde sein Nettogehalt um lediglich 35,7 Prozent steigen.
     
  • 30 Stunden: Eine Kindergärtnerin versieht 30 Stunden pro Woche ihren Dienst und erhält dafür monatlich 1.875 Euro brutto. Sie würde gerne auf 40 Wochenstunden, also Vollzeit, aufstocken. Das Problem: Für 33,3 Prozent Mehrarbeit erhält sie netto lediglich 23,1 Prozent mehr. Ob sie dafür ihre Freizeit opfert?
     
  • 40 Stunden: Eine Journalistin, die Vollzeit arbeitet und damit ein Monatsbruttogehalt von 4.500 Euro verdient, hätte gerne mehr Freizeit. Zahlt es sich für sie aus, die Arbeitszeit zu reduzieren? Durchaus. Würde sie 20 Prozent weniger arbeiten, also auf 32 Wochenstunden reduzieren, blieben ihr 3.600 Euro brutto – und damit immer noch 84 Prozent ihres bisherigen Nettogehalts.

EU-Mittelfeld

Im EU-Vergleich gehört Österreich zu den Staaten, in denen es aus finanzieller Sicht eher weniger Sinn ergibt, länger zu arbeiten. Zu 100 Prozent steigt der Lohn in Ungarn, wenn man 40 statt 20 Stunden arbeitet. Nur 49 Prozent sind es im Hochsteuerland Belgien.

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