Nachbaur tritt im März als Klubchefin zurück

Kathrin Nachbaur vor Beginn der Klubsitzung - sie bleibt Klubchefin, bis ...
Team Stronach einigt sich auf Kompromiss: Nachbaur bleibt bis zur Babypause Klubchefin.

Vorerst darf Kathrin Nachbaur (35) Klubchefin bleiben. Allerdings mit Ablaufdatum. Spätestens im März, wenn die Grazerin zum ersten Mal Mutter wird, tritt sie als Team-Stronach-Klubobfrau zurück. Comeback ausgeschlossen.

Danach wird Nachbaur nur noch einfache Abgeordnete und als Wirtschaftssprecherin des Team Stronach politisch aktiv sein. Die momentane geschäftsführende Klubobfrau Waltraud Dietrich wird dann das Zepter der zerrütteten Partei alleine übernehmen. Das ist das Ergebnis der Krisensitzung des Team Stronach vom Dienstag.

Heiße Diskussionen

Nachbaur kam mit dieser Entscheidung einer Vertrauensabstimmung zuvor. Doch der Weg dorthin war steinig. Es dauerte drei Stunden bis Franks abtrünnig gewordene politische Ziehtochter zum Abschied auf Raten bereit war. Denn in die Krisensitzung ging die Grazerin mit der fixen Vorstellung, dass das Tohuwabohu der letzten Tage keine Konsequenzen für sie haben werde. Detto war sie nicht zu einem Wiedereintritt in die Partei zu bewegen. "Am liebsten hätte sie so weitergemacht, als wenn nichts passiert wäre, und wir sollten alles vergessen", so ein Sitzungsteilnehmer, der anonym bleiben möchte. "Aber das konnten wir Kathrin nicht durchgehen lassen."

Mehr noch: Die Klubchefin wollte nach ihrer Loslösung von der Bundespartei eine eigene Polit-Linie im Klub durchsetzen. Da wollten viele nicht mitspielen. Als mitten in die Sitzung die Meldung kam, dass Gerhard Köfer in Kärnten das Team Stronach umbenennen wird, meinte Nachbaur zu den Abgeordneten: "Seht her, der Köfer ist viel mutiger als wir."

Als letzte Konsequenz drohte man Nachbaur mit dem Vertrauensvotum. Daraufhin verließ sie den Raum und telefonierte mit Stronach. Die beiden einigten sich dann auf einen Rücktritt auf Raten.

So viel dazu, was sich hinter den Kulissen abspielte.

Vor den Medien demonstrierte man im Anschluss natürlich Einigkeit; zeigte sich glücklich über die Einigung; und bekannte sich zu der Werten von Stronach.

Nachbaur bestätigte, dass Stronach ihren Vertrag mit der Stronach Group gelöst hatte und dass es gröbere Meinungsverschiedenheiten zwischen ihr und dem Parteigründer gab. Von einem "Golden Handshake" – kolportiert waren 300.000 Euro – wollte sie nichts wissen. – Vermutlich auch deshalb, weil der Poker noch andauert.

Sehr bizarr war Nachbaurs Erklärung für ihren Auftritt bei im ORF bei der Sendung Im Zentrum am Sonntag, wo sie auf viele Fragen keine Antworten hatte. "Für die Sendung will ich mich entschuldigen. Da war ich komplett neben mir."

Es leben "Wahrheit, Fairness und Transparenz". Mit dieser Parole zieht Frank Stronach vor zwei Jahren seine Partei hoch. 30 Wahlkampf-Millionen reichen für knapp sechs Prozent und 11 Sitze im Parlament. Stronach vertschüsst sich wieder nach Kanada. Den Job der Statthalterin übernimmt jene Dame, die seine Gesprächspartner bis dahin in der Rolle der stummen Dienerin wahrnahmen. Bei Geschäftsessen hatte sie an der Bar oder am Katzentisch der Wünsche Franks zu harren.

Für die jahrelange Fron reichte ihr offenbar die Aussicht auf 14.000 Euro als Klubchefin nicht. Stattdessen kreierte sie einen Gagen-Mix aus drei Quellen: Abgeordneten-Bezug, Geschäftsführer-Salär in der Parteiakademie und monatliche Apanage der "Stronach Group". Mit der Neu-Interpretation von Public-Private-Partnership kassierte Nachbaur so monatlich mehr als der Kanzler.

Nachdem ihr Stronach den Geldhahn abdrehte, schmiss sie den unbezahlten Job als Partei-Vize hin, inszenierte einen Richtungsstreit – und pokerte um einen Golden Handshake. Die simple Rechnung, die intern kursierte: Geht sie ganz, soll ihr Stronach den Gagenverlust aus der Privatkasse zahlen; bleibt sie "nur" Abgeordnete reiche ein "Schmerzensgeld" von ein paar Hunderttausend Euro. Dienstag war wieder "Wahrheit, Fairness & Transparenz"-Showtime: Das Team Stronach ringt um seinen künftigen Kurs und seine Klubobfrau.

Dass sich Abgeordnete ihren Rücktritt abkaufen lassen, wäre seit Walter Meischbergers durch Jörg Haider vergoldeten Abgang nichts Neues. Dass sich Parlamentarier ihren Verbleib vergolden lassen wollen, ist bisher einmalig. Kathrin Nachbaurs Verbleib im Hohen Haus ist und bleibt so eine Schande für die ganze Politik.

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