Der Bildungsminister hat vor drei Wochen die Schulen wieder geöffnet mit einem spannenden Experiment, das auch aus dem europäischen Ausland genau beobachtet wird – in der Hoffnung, das österreichische Modell zur Schulöffnung kopieren zu können. Fast 30 Millionen Lepu-Antigen-Schnelltests, besser bekannt als Nasenbohrer-Tests, hat Faßmanns Ministerium besorgt, mit diesen Schnelltests werden die Volksschüler zwei Mal und alle anderen einmal pro Woche getestet.
Wagners Studie wird nicht flächendeckend mit allen 1,1 Millionen Schülerinnen und Schülern durchgeführt, sondern nur an 250 Schulen (etwa fünf Prozent), die nach wissenschaftlichen Kriterien für die repräsentative Stichprobe ausgesucht wurden.
Beim Gurgeltest müssen die Schüler und Lehrer mit einer speziellen Flüssigkeit rund eine Minute lang gurgeln. Je zehn Gurgellösungen werden dann vermischt, daraus wird eine kleine Probe gezogen, die dann mittels PCR-Test analysiert wird. Der PCR-Test ist quasi der Gold-Standard unter den Corona-Tests. Wenn Viren vorhanden sind, werden sie entdeckt. Wird diese Mischung, die auch Pool genannt wird, positiv getestet, wird anhand von Rückstellproben ermittelt, welche Person infiziert ist.
Das Problem ist, dass die Schnelltests manchmal falsche Ergebnisse zeigen. Ein Teil der positiv Getesteten ist im PCR-Bestätigungstest tatsächlich negativ. Wagner geht es vielmehr darum, "dass wir nicht wissen, wie viele Kinder und Jugendliche ein falsch negatives Ergebnis bekommen. Denn die Tests wurden nur an Personen erprobt, die auch Symptome haben, also etwa, wenn die Nase läuft. Wie viele Infektiöse unter asymptomatischen Kindern übersehen werden, ist unbekannt." Es müsse aber allen klar sein, dass ein negativer Antigentest nicht heißt, dass man das Virus sicher nicht hat.
Heißt das, wenn beim Gurgeltest eine Vielzahl von tatsächlich infizierten Kindern gefunden wird, dass das Schulöffnungs-Experiment abgebrochen werden müsste? Wagner verneint. "Wir werden sicher etliche Infektionen finden, bei denen der Schnelltest nicht angeschlagen hat. Bei solchen Massentests ist das normal. Aber die entscheidende Frage ist, wie viele von diesen Positiven als infektiös eingeschätzt werden. Dies kann man anhand des sogenannten Ct-Werts abschätzen."
Zur Erklärung: Bei einer Corona-Infektion ist kurz nach Infektion die Viruslast niedrig, erst nach einigen Tagen und nicht länger als ein paar Tage sind die Infizierten dann wirklich ansteckend, und die Viruslast ist hoch. Und dann kann man zwar manchmal wochenlang das Virus mit PCR nachweisen, infektiös sind die Menschen dann aber nicht mehr.
Wie gut ist das Sicherheitsnetz?
Warum dann aber die Studie? Der Forscher erklärt: "Erstens bekommen wir eine Evaluation, wie gut die Nasenbohrertests infizierte und infektiöse Kinder und Jugendliche ohne Symptome erkennen. Dann werden wir sehen, wie gut das Sicherheitsnetz an den Schulen ist, wo ja ein Schichtbetrieb herrscht und die Hygieneregeln relativ scharf sind. Drittens werden alle positiven Proben auf alle neuen Virusvarianten sequenziert.
So wird auch klar, ob die ansteckenderen Varianten in den Schulen eine besondere Rolle spielen." Das werde noch weit über 2021 wichtig sein, weil die Kinder unter 16 Jahren nicht geimpft werden und Schüler somit noch für einige Zeit ein Reservoir für SARS-CoV-2 darstellen. "Gerade in dieser Bevölkerungsgruppe müssen wir auch in Zukunft beobachten, ob sich neue Virusvarianten ausbreiten, die uns Sorge machen könnten."
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