"Unkritische Systemhörigkeit": Kickl attackiert Kardinal Schönborn
Herbert Kickl glaubt an Gott. Und zwar nicht an irgendeinen, sondern an den christlichen, wie er vergangenes Jahr im Interview mit dem Profil betonte. Prinzipiell sei er römisch-katholisch, im Geiste aber mindestens zur Hälfte Protestant: „Martin Luther wusste, dass es notwendig ist, in einer Sprache zu predigen, die auch von den einfachen Menschen verstanden wird“, so der FPÖ-Chef.
Kickls Verhältnis zur Kirche gilt indes grundsätzlich als eher angespannt. Über Kreuz liegt er etwa mit Österreichs oberstem Kirchenvertreter, Kardinal Christoph Schönborn. Etwa, weil Schönborn im April 2022 in der ORF-Pressestunde die Impf-Debatte in recht einfacher Sprache kritisierte: „Lieber Gott, lass doch Hirn regnen.“ Er wünsche sich mehr Sachlichkeit und weniger Emotionalisierung in der Debatte.
Ein Jahr später relativierte Schönborn die Formulierung, sie habe viele verstimmt und tue ihm leid: „Lieber Gott, lass es für uns alle genügend Hirn regnen.“ Und: „Wir brauchen genügend Hirn und Herz, um mit dieser Krise fertigzuwerden.“
"Corona-Lügen fliegen alle auf"
Kickl lässt das nicht gelten. Er rechnete am Montag auf Facebook mit dem alten Sager ab: „Herr Kardinal Schönborn! Die Corona-Lügen fliegen alle auf. Offenbar ist Ihr Wunsch, dass der Herr Hirn vom Himmel regnen lassen soll, erhört worden. Allerdings anders, als Sie es damals gemeint haben.“
Der FPÖ-Frontmann bezieht sich dabei wohl auf die Veröffentlichung der restlichen Corona-Protokolle des deutschen Robert-Koch-Instituts (RKI). Dort ist etwa festgehalten, dass der Begriff „Pandemie der Ungeimpften“ kontraproduktiv war. Oder, dass die deutsche Regierung nicht immer das umgesetzt hat, wozu ihr einzelne Experten geraten haben. Die Enthüllung größerer Skandale blieb allerdings aus.
Für Kickl Grund genug, gegen Schönborn zu zetern: „Haben Sie jetzt auch was zu den aufgeflogenen Lügen zu sagen? Und was sagen Sie zu sich selber und zu Ihrer unkritischen Systemhörigkeit?“ Was sagt Schönborn dazu? Sein Büro verweist gegenüber dem KURIER auf die Stellungnahme vom Vorjahr – samt Entschuldigung.
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