Stürmische Mission für Darabos im Weißen Haus

Stürmische Mission für Darabos im Weißen Haus
Im Sturm "Sandy" traf der Heeresminister US-Ressortchef Leon Panetta. Die Themen? Das Engagement am Balkan und in Syrien.

Auf das Weiße Haus fiel dichter Regen, der Himmel über der Stadt war dunkelgrau, und in den Straßen von D.C. hatte man vorsorglich Sandsäcke gestapelt, um das Wasser zu bändigen: Tropensturm "Sandy" rollte an, und da die Wetter-Front die gesamte Ostküste in Aufregung versetzte, war die Hauptstadt der USA in gespannter Erwartung.

Auch Österreichs Verteidigungsminister Norbert Da­rabos war gespannt – allerdings nicht allein ob des "Monsters", das Kommentatoren in den lokalen TV-Shows da mit kurzem Atem beobachteten, nein: Darabos hatte ein Treffen, das es so seit 16 Jahren nicht mehr gegeben hat: Sein US-Counterpart, der frühere CIA-Chef Leon Panetta, hatte ihn zu einem mehr als einstündigen Gespräch ins Pentagon eingeladen.

Ungleiche Partner

Doch der Eindruck täuscht. Denn insbesondere das rot-weiß-rote Engagement am Balkan wird vom Pentagon genau beobachtet.

Warum? Abgesehen von den NATO-Partnern stellt Österreich im Kosovo die meisten Soldaten, in Bosnien ist man in absoluten Zahlen stärkste Nation. Und so kam es, dass Panetta seinen Amtskollegen ob des Engagements nicht nur lobte, sondern gleichzeitig zusagte, man werde Wien bei der Bosnien-Frage unterstützen. Konkret geht es darum, dass Österreich – im Unterschied zu Deutschland oder Frankreich – längst nicht der

Meinung ist, die Lage in Bosnien sei ausreichend sicher. Gemeinsam mit kleineren Staaten wie Ungarn und der Slowakei will Österreich weiter für ein "Exekutiv-Mandat" kämpfen. Panetta sicherte Darabos hiefür politische Rückendeckung zu.

Abgesehen vom Balkan brachte Darabos zwei andere Fragen in trockene Tücher: Das Pentagon will Österreich bei der Frage der "Cyber Defense" unterstützen. Das bedeutet, heimische Experten können in einem Ausbildungs- und Forschungszentrum der NATO ausgebildet werden.

Und auch beim Thema Syrien paktierten Panetta und Darabos Konkretes. "Wir haben vereinbart, dass Österreichs Entschärfungsexperten in der Zeit nach Assad helfen werden, das Land von biologischen und chemischen Waffen zu befreien – vorausgesetzt, die Sicherheitslage erlaubt dies."

Es ist Darabos anzumerken, dass ihm derlei Spaß macht: Österreich als Friedensstifter am Balkan; Österreich als ernsthafter Partner im Nahen Osten – davon erzählt man gerne, das lenkt von den Niederungen der Wiener Debatten ab.

Turbulenzen

Doch die innenpolitischen Turbulenzen erreichten den Ressortchef auch in den USA: Während der Minister in Washington saß, mobilisierte auf der anderen Seite des Atlantiks sein Generalstabschef Edmund Entacher gegen das von Dara­bos propagierte Berufsheer. Der Minister macht keinen Hehl daraus, dass ihn die demonstrative Opposi­tion seines Generals nervt: "Ab und zu mache ich mir schon Gedanken, ob diese Äußerungen in der Öffentlichkeit zweckmäßig sind." – Ein Soldat ist kein Politiker, steht zwischen den Zeilen.

Doch zu viel Bedeutung will er Entacher erst gar nicht geben. Es gibt Schlimmeres. Zum Beispiel Hurrikans.

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