Stronach schadete, Haselsteiner half

Stronach schadete, Haselsteiner half
Wer sich warum für wen entschied und warum ein Milliardär sich selbst im Weg stand.

Womit konnten die Parteien punkten? Waren es die inhaltlichen Schwerpunkte und das Wahlprogramm? Welche Rolle spielten die Spitzenkandidaten? Gab es eine Wechselstimmung?

Diesen Fragen ging das Meinungsforschungsinstitut von Peter Hajek in einer Wahltagsbefragung für den TV-Privatsender ATV nach.

Überrascht

Stronach schadete, Haselsteiner half
APA2729925-4 - 20082010 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA 124 II - Der Meinungsforscher Peter Hajek am Montag, 16. August 2010, während eines Fototermins mit der Austria Presse Agentur (APA) in Wien. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH

Unterschätzt wurde laut Hajek die Kampagne der FPÖ. Entgegen allen Unkenrufen hätten die Blauen mit ihrer „Nächstenliebe“-Kampagne den Nerv der Bevölkerung getroffen. Dazu sei es der FPÖ wieder gelungen, sich als Protestpartei zu präsentieren. Dass Heinz-Christian Strache im Ton gemäßigt aufgetreten sei, habe sich zusätzlich gelohnt.

Die beiden Regierungsparteien und deren Kampagnen kamen in der Bevölkerung unterschiedlich an.

Die SPÖ sei im Wahlkampf mit ihren Themen auf Nummer sicher gegangen, Spitzenkandidat Werner Faymann sei in seinen Botschaften dem Thema „Soziales und Gerechtigkeit“ treu geblieben. Hajek: „Die SPÖ hat ihr Ziel erreicht, die Verluste in Grenzen zu halten.“ Anders sieht es bei der ÖVP aus. „Sie hat thematisch nicht gepunktet.“ Ein Widerspruch dabei sei etwa gewesen, trotz 26 Jahren Regierungsbeteiligung von der Entfesselung der Wirtschaft zu sprechen.

Eine starke Wechselstimmung gebe es mit 58 Prozent Pro und 31 Prozent Kontra nicht. Zum Vergleich das Umfrageresultat der Kärntner Landtagswahlen, als sich 76 Prozent für einen Wechsel ausgesprochen haben. Die große Koalition unter Führung der SPÖ liegt laut Umfrage voran und ist mit 23 Prozent gewünschte Koalitionsform. Hajek: „Wenn man aber bedenkt, dass die beiden Traditionsparteien knapp 50 Prozent der Wähler hinter sich vereinen, erkennt man den Niedergang dieses österreichischen Faktotums.“

Die große Überraschung der Wahl ist für Hajek aber die Wirkung von Hans Peter Haselsteiner für die Neos. Haselsteiner, Ex-Strabag-Boss und früherer Abgeordneter des Liberalen Forum, stützte die Gruppe finanziell. Aber erst knappe drei Wochen vor der Wahl warf er sich persönlich für die neue Partei ins Zeug, als er sich für den Fall einer Regierungsbeteiligung als Ministerkandidat zur Verfügung stellte. Hajek: „Es ist auffällig, dass Haselsteiner für die Wähler ein so wichtiges Wahlmotiv war.“

Dass die Grünen weniger stark zulegen konnten als erhofft, hängt laut Hajek mit der Kandidatur der Neos zusammen, die einiges an Stimmen abgesaugt hätten. So sei den Grünen vor allem eines gelungen: „Sie haben in ihrer Zielgruppe gepunktet.“

Wie schon bei den Landtagswahlen war das Hauptmotiv, sich für das Team Stronach zu entscheiden, frischen Wind und Reformen in die Politik zu bringen.

Wichtige Köpfe

Zweitwichtigster Grund war der Spitzenkandidat. Mit den zum Teil skurrilen TV-Auftritten habe Frank Stronach dem Team „letztendlich aber mehr geschadet“, sagt Hajek.

Wie wichtig der Spitzenkandidat war, zeigt sich auch beim BZÖ: 54 Prozent der Orange-Wähler machten beim BZÖ wegen Josef Bucher ihr Kreuz.

Bei den unter 30-Jährigen hatten Blau und Grün mit je 25 Prozent die Nase vorn. Rot und Schwarz wurde dafür von den Wählern der Gruppe 50 Plus der Vorzug gegeben.

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