Strolz: "Mir geht es um den ganzheitlichen Leistungsbegriff"
Es sollte ein Gespräch werden, das die Geschwindigkeit aus der politischen Debatte herausnimmt und mehr in die Tiefe geht. Ganz ist das ORF-Moderator Tarek Leitner bei seinem ersten Sommergespräch nicht geglückt: Denn er hatte einerseits mit dem quirligen Matthias Strolz, dem Chef der Neos, einen Politiker, der scheinbar immer Vollgas gibt, jedenfalls in der politischen Diskussion. Und das 50-minütige Format der Sommergespräche eignet sich anderseits wenig für thematische Tiefe.
Ungewöhnlich waren auch die Anmoderationen zu den einzelnen Themenblöcken, die Leitner aussuchte: Gleich zwei Mal zeigte er nämlich Ausschnitte aus Unterhaltungsprogrammen, etwa der Krimiserie "Tatort": Dabei ging es um den Druck, dem die Menschen im immer schneller werdenden Alltag ausgesetzt sind. Werde das durch den wirtschaftsliberalen Zugang der Neos noch befeuert, wollte Leitner wissen. "Das ist nicht der Zugang von Neos", meinte Strolz. Deswegen sei ihm das Bildungsthema so wichtig, damit Menschen nicht ausgebeutet werden können. "Mir geht es um den ganzheitlichen Leistungsbegriff. Ich wünsche jedem, einen Job zu machen, der für ihn Sinn macht. Alles andere ist oasch, ehrlich gesagt", nahm sich der Vorarlberger kein Blatt vor den Mund.
Spannend auch die Frage zum Thema der umstrittenen dritten Piste beim Flughafen Wien-Schwechat. Diese ist bisher von den Gerichten verhindert worden, weil sie mit der Staatszielbestimmung des Umweltschutzes, die in der Verfassung steht, nicht vereinbar sei. Strolz musste ein wenig nachdenken, und meinte einerseits dass in der Verfassungs viel zu viel stehe, was da nicht hingehöre. Andererseits plädierte er für eine CO2-Steuer, um dem Umweltschutz genüge tun zu können.
Ganztagsschulen
Als klares Ziel, "in vielleicht zwanzig Jahren", formulierte Strolz sein Ziel dann in der Bildungspolitik: Eine flächendeckende, ganztägig verschränkte Ganztagsschule, in der sich Lern- und Erholungseinheiten abwechseln, und das für alle verpflichtend.
Strolz gab auch Einblicke, wie er versuchte, Allianzen über Parteigrenzen hinweg zu schmieden. Die gab es auch mit Frank Stronach vor der Nationalratswahl 2013 (Strolz: "Da war im Gespräch rasch klar, dass wir nicht zusammenkommen werden.")
Dass Strolz nach Strache inzwischen der zweit-dienstälteste Parteichef ist, störte ihn freilich wenig: "Ich habe Erfahrung in den Knochen, und das ist sicher kein Fehler, auch, einen Tau von Wirtschaft zu haben", meinte er. Dass er nur zehn Jahre in der Politik bleiben wollte, dazu stehe er, auch wenn er seine Zeit im Parlament auf 15 Jahre erweiterte: "Weil wenn man in 15 Jahren nicht anstoßen kann, was einem wichtig ist, wird man es wohl nie schaffen."
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