Streit um Arbeitszeit: Androsch ortet „Tunnelblick-Aktionismus“

Streitgespräch mit Hannes Androsch & Paul Kimberger am 27.5.2013 in Wien.
Rot und Schwarz schenken einander beim Thema Arbeit ein – für Hannes Androsch „ein Detail“.

44 Tage vor der Wahl gibt es zwischen SPÖ und ÖVP beim heißen Thema Arbeit so richtig Zoff. SPÖ-Bundeskanzler Werner Faymann wies am Freitag die Forderung von ÖVP-Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner nach flexibleren Arbeitszeiten scharf zurück.

12-Stunden-Tag

Mitterlehner hat angedacht, die maximal mögliche tägliche Arbeitszeit von zehn auf bis zu zwölf Stunden zu erhöhen. Die Durchrechnung der zulässigen Arbeitsstunden solle verlängert werden. Effekt für die Arbeitnehmerseite: Aus Überstunden werden Normalstunden, für die keine Zuschläge fällig werden.

Die SPÖ machte kurzerhand aus Mitterlehners Idee den „Zwölf-Stunden-Arbeitstag“ und „eine Lohnkürzung durch die Hintertüre“. Die Arbeitnehmer fielen um rund eine halbe Milliarde Euro um. Ganz zu schweigen von den gesundheitlichen Folgen, die lange Arbeitszeiten verursachten.

Der Wirtschaftsminister griff prompt den SPÖ-Chef frontal an und nannte Faymann einen „Panik-Kanzler“, der auf Angstmache und Klassenkampf setze. Flexible Arbeitszeiten nützten Unternehmen und Beschäftigten. Das sichere langfristig Arbeitsplätze. Von einem 12-Stunden-Tag und verpflichtender Mehrarbeit könne keine Rede sein. ÖVP-Motto sei: „Arbeit dann, wenn Arbeit anfällt, ohne die Gesamtarbeitszeit zu erhöhen.“

Hannes Androsch, Ex-SPÖ-Finanzminister und Industrieller, der kommende Woche in seinem neuen Buch „Das Ende der Bequemlichkeit“ 7 Thesen für Österreichs Zukunft formuliert, kann dem Arbeitszeit-Streit der Regierungsparteien nichts abgewinnen.

Androsch zum KURIER. „Mich stört der Tunnelblick-Aktionismus, in dem man sich da verheddert.“ Arbeitszeiten müssten die Sozialpartner aushandeln, die sich ihrer Gesamtverantwortung für den Standort bewusst sein müssten. „Dabei muss darauf geachtet werden, dass die Arbeitnehmer-Rechte gewahrt sind. Aber andererseits muss gewährleistet sein, dass uns der Wirtschaftsstandort und eine gute industrielle Basis erhalten bleiben. Dafür brauchen wir ein Gesamtkonzept.“ Die von Androsch zitierten Sozialpartner – genauer die Metaller – haben in den vergangenen Jahren zig Runden zur Flexibilisierung der Arbeitszeit gedreht. Ergebnis: keines.

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