Als Grund für seine Aussage nennt er Straches Strategie, die Schuld in der Spesenaffäre auf seine ehemalige Sekretärin und den Sicherheitsmann Oliver R. „abzuwälzen“. Dadurch sah sich Michael N. „genötigt, diese zu schützen“. Über 90 Minuten schildert er vor der Polizei, wie Strache die Spesenaffäre samt Scheinrechnungen organisiert habe.
Die Details seiner Aussage sind pikant. Schon im Jahr 2010 sei er „von Strache zur Umwandlung von Rechnungen aufgefordert worden“. Mitgeholfen habe er bei diesen illegalen Aktionen nie. „Für mich war stets merkwürdig, dass es für Herrn Strache keinen Unterschied zwischen privaten und Ausgaben für politische Parteitätigkeiten gab“, sagt N.
Mehrfach machte der Personenschützer den Parteichef darauf aufmerksam, dass dieses Vorgehen illegal sei, aber ohne Wirkung. Korrektiv innerhalb der Partei gab es keines, heißt es im Protokoll.
Einmal, nämlich im Jahr 2013, habe er eine Rechnung für den Kauf einer Markise über 5.330 Euro für den Parteichef begleichen müssen. Für Geldbotenaufträge wie diese hatte Strache einen „Rucksack mit Bargeld in seinem Parlamentssafe“, schildert der Bodyguard.
Das war aber nicht das einzige Mal, dass dem Personenschützer Strache und sein ominöser Geldrucksack auffielen. „Einmal kam er mit diesem aus seinem Haus in Klosterneuburg und sperrte diesen später in den Parlamentssafe“, so Michael N.
In einem Gespräch, das Strache hinter einer verschlossenen Tür führte, hörte der Bodyguard „etwas von 250.000 Euro, und es fiel seitens Strache der Name Schellenbacher“, ist im Polizeiprotokoll nachzulesen.
Im Juli 2013 präsentierte Strache überraschend den niederösterreichischen Unternehmer Thomas Schellenbacher als Kandidaten der FPÖ bei der nächsten Nationalratswahl. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dieser Causa wegen Mandatskaufs: Angeblich sollen ukrainische Oligarchen an Strache persönlich dafür zwei Millionen Euro gezahlt haben.
Aber nicht alles lief rund im System Strache: Probleme gab es mit den Scheinrechnungen zu Weihnachten. Strache beauftragte seine engste Mitarbeiterin mit dem Einkauf der Geschenke. „Ich habe von Frau S. gehört, dass […] die Abrechnung dann stets ein Problem war.“
Ärger bereitete einmal im Jahr ein Finanztreffen mit der Parteispitze und dem Steuerberater. Nicht alles, was Strache der Partei als Spesen unterjubeln wollte, ging offenbar durch.
„Frau S. erzählte mehrfach, dass Herr Strache danach wütend war, da er teils hohe Rückzahlungen an die Partei leisten musste“, erzählt Bodyguard Oliver R., der die Lawine ins Rollen brachte, bei seiner Einvernahme am 9. Dezember 2019.
Der langjährige Vertraute von Strache behauptet auch, dass Strache die Luxus-Boutique seiner Ex-Freundin in der Wiener Innenstadt finanziert habe und stiller Teilhaber gewesen sei.
Strache bestreitet alle Vorwürfe. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
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