9.500 Euro flossen jahrelang an Philippa Strache, und zwar in erster Linie für Social-Media-Aktivitäten. Während sie dazu schweigt, ist man in der FPÖ mittlerweile ziemlich redselig, was das frühere Bruttogehalt der Frau des Ex-Vizekanzlers betrifft. Dieses bestätigen nun auch FPÖ-Granden wie Generalsekretär Harald Vilimsky. Sie habe "eine Menge an externem Input gebracht", rechtfertigt Vilimsky die monatliche Summe.
Ein KURIER-Rundruf zeigt: In der österreichischen Werbeszene sorgt das für Verwunderung bis Häme.
"Rekordverdächtig", "jenseits von gut und böse", "ein Wahnsinn", hört man aus heimischen Werbeagenturen. "Ich wäre auch gerne Social-Media-Beauftragter der FPÖ gewesen", scherzt der Geschäftsführer einer großen Wiener Agentur, der nicht genannt werden will.
Marketing-Fachmann Thomas Thaler ist seit Jahren auf Facebook-Werbung spezialisiert. "In ganz Europa bekommt niemand von einer Agentur so ein Gehalt für Social Media bezahlt", sagt er zur Strache-Gage. Deren außergewöhnliche Höhe rechtfertigte FPÖ-Generalsekretär Vilimsky kürzlich damit, Philippa Strache habe "sehr erfolgreich Social Media für die FPÖ neu ausgerichtet". Auch das verwundert Thaler, der auch schon Facebook-Wahlkämpfe der SPÖ und der Tiroler ÖVP betreute und die Facebook-Strategien der Parteien kennt. "Eine Neuausrichtung der FPÖ habe ich in den vergangenen Jahren nicht festgestellt. Die FPÖ ist sehr erfolgreich, aber sie fährt immer dieselbe Schiene", sagt er.
Auch wenn man bei Betreibern von großen Jobbörsen zu Philippa Straches Salär nachfragt, ist man dort erstaunt. "Die Summe kommt mir extrem hoch vor. Das ist kein marktübliches Gehalt, 9.500 Euro bekommt man für Social-Media-Aufträge nirgends", sagt Christoph Haslinger-Galipeau, Geschäftsführer von medienjobs.at, einem Portal für Medienberufe in Österreich. Unter den vielen hundert Inseraten, die jährlich reinkommen, habe er "9.500 Euro überhaupt noch nie gesehen". Es gebe auch "nur wenige Agentur-Chefs, die annähernd auf so eine Summe kommen", sagt Haslinger-Galipeau.
Aus der Werbebranche hört man, selbst solche Social-Media-Manager, die kleine Teams leiten und letztverantwortlich für einen Account sind, kämen auf 2.800 bis maximal 4.500 Euro brutto. Viel mehr sei nicht drinnen.
Der gefallene FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache spricht auf Facebook trotzdem von einem "angemessenen Gehalt" für seine Frau und von 16- bis 18-stündigen Arbeitstagen: "Sie war jeden Cent wert." Burgenlands FPÖ-Chef Johann Tschürtz meinte im ORF-"Report" ebenfalls, man wisse ja nicht, "wie viel derzeit Social-Media-Firmen verdienen". Der Ex-BZÖ-Abgeordnete und FPÖ-Sympathisant Gerald Grosz wiederum verwies auf Philippa Straches angeblich "sehr hohen Erfahrungswert" mit Privatfernsehen und Social Media.
Auch das wollen Werber nicht so gelten lassen. "Für 9.500 Euro müsste sie drei bis fünf Kanäle betreut und zig Postings im Monat geschrieben haben. Es ist die Frage, ob sie das allein alles schafft", sagt Stefan Schmertzing, Geschäftsführer der Wiener Werbeagentur Wunderknaben. Die Bezahlung sei "natürlich übertrieben", denn in der Regel würden für derart hohe Etats mehrköpfige Teams arbeiten.
Die vom KURIER befragten Werber sind sich auch darin einig, dass Erfahrungen als TV-Moderatorin noch nicht für das Management von Social-Media-Auftritten qualifizieren.
Laut Gewerkschaft der Privatangestellten verdienen Social-Media-Angestellte durchschnittlich 3.000 Euro brutto im Monat. Für medienjobs.at-Geschäftsführer Haslinger-Galipeau klingt das noch hoch. "Viele Social-Media-Redakteure steigen nach der Universität bei 1.700 Euro netto ein", sagt er.
In der Werbebranche erkennt man die schlechte Entlohnung von Social-Media-Redakteuren zunehmend als Problem. Im Gegensatz zu Philippa Strache seien die meist jungen Kollegen oft unterbezahlt.
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