Stöger: Neues Ärzte-Telefon flächendeckend bis 2015

Josef Ertl im Interview mit dem Österreichischen Gesundheitsminister Alois Stöger.
Der SP-Ressortchef will eine neue Hotline einrichten und weist Kritik der ÖVP zurück.

Es gibt den Notruf der Rettung; es gibt Einrichtungen wie den Ärztefunk oder die Vergiftungshotline. Was Österreichs Gesundheitssystem fehlt ist eine flächendeckend verfügbare Hotline, bei der man mit Ärzten, Apothekern oder Psychologen sprechen kann, und die Patienten eine schnelle Hilfe geben, wohin sie sich wenden können.

Gesundheitsminister Alois Stöger will das nach der Wahl ändern. „Die SPÖ steht für einen Ausbau des Gesundheitssystems. Insofern ist es konsequent, dass wir bis spätestens 2015 für ganz Österreich eine neue Informationshotline etablieren wollen“, sagt Stöger zum KURIER.

TEWEB

Unter dem spröden Namen „TEWEB“ (Telefon und webbasiertes Entscheidungsuntersützungs- und Beratungsangebot) sollen Experten rund um die Uhr erreichbar sein. „Das bestehende Angebot wird nicht verändert“, sagt Stöger. In Notfällen müsse weiter der Notarzt alarmiert werden.

„Wenn aber zum Beispiel am Wochenende ein Kind erkrankt, ist es für Eltern oft schwer herauszufinden, wie die beste Behandlung an diesem Tag aussieht. Hier hilft der neue Service-Dienst.“

Unter welcher Nummer die Hotline erreichbar sein wird, ist offen; die grundsätzlichen Verhandlungen mit Sozialversicherung und Ländern wurden im Zuge der Gesundheitsreform aber abgeschlossen. Vom Erfolg ist Stöger überzeugt: „In England, der Schweiz und Schweden funktionieren ähnliche Projekte sehr gut.“ Langfristig werde man Kosten sparen. „Dadurch, dass die Patienten kompetente Auskunft bekommen, landen sie schneller dort, wo sie perfekt behandelt werden.“ Das erspare „teure Folgekosten und doppelte Untersuchungen“.

Verlorene Jahre

Keine Freude hat der Minister mit dem zuletzt im KURIER ventilierten Urteil von Erwin Rasinger. Der VP-Gesundheitssprecher hatte Stögers Amtszeit als „verlorene Jahre“ bezeichnet und ihm vorgeworfen, sich zu wenig um die Prävention gekümmert zu haben. „Ich habe mich sehr gewundert, Rasinger und die ÖVP waren in alle wichtigen Entscheidungen eingebunden.“ So habe man die Kinderimpfungen ausgebaut und zusätzliche 150 Millionen Euro für Präventionsprojekte organisiert. Stöger: „Kein Minister vor mir hat mehr in Prävention investiert. Rasingers Befund ist wohl dem Wahlkampf geschuldet.“

100 Millionen Euro für die Prävention. Das hat VP-Gesundheitssprecher Erwin Rasinger im KURIER gefordert. Die Summe findet sich zwar nicht im VP-Wahlprogramm, wiewohl der Gesundheitsvorsorge breiter Raum gewidmet ist. VP-Klubchef Karlheinz Kopf, der für den Gesundheitsteil des Programmes verantwortlich ist, hält das Beispiel der gewerblichen Sozialversicherung für nachahmenswert. Kopf: „Dort gibt es für bestimmte Präventionsleistungen die Aussicht auf Prämienerleichterungen. Solch einen Bonus-Ansatz könnte man doch auf das Gesamtsystem umlegen. Das läuft dort sehr gut.“

Kostenanstieg

Oberziel der ÖVP ist es, dass die Kosten im Gesundheitswesen nicht mehr schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung. Ohne Qualitätsverlust oder Leistungsbeschränkungen. Dazu müsste die jüngste Gesundheitsreform in der nächsten Legislaturperiode „umgesetzt und wirklich mit Leben erfüllt werden“. Dazu müssten aber auch Spielräume in der „Reparatur-Medizin“ geschaffen werden, sagt Kopf. „Sonst verbraten wir hier das ganze Geld.“

Auch eine Beitragssenkung in der Krankenversicherung ist für den VP-Politiker angesichts der de facto gelungenen Kassensanierung vorstellbar. Diese Lohnnebenkosten-Senkung hat Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner gefordert. Kopf: „In die Kassensanierung ist viel Steuergeld geflossen. Das soll an die Beitragszahler zurückgegeben werden.“

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