Steiermark-Wahl: Die Speerspitzen ihrer Parteien
Am 24. November wird in der Steiermark vorzeitig gewählt. Der Landtag, wohlgemerkt, doch wie bei Nationalratswahlen fokussieren sich öffentliches wie mediales Interesse auf die Personen an der Spitze: Drei Männer und zwei Frauen führen die Listen der bereits im Landtag vertreten Parteien an, mit mehr oder weniger langer Erfahrung als (Berufs-)Politiker.
Für die 955.784 wahlberechtigten Steirer wird dies die zweite Wahl binnen kurzer Zeit, noch nie lagen Neuwahlen im Bund und Neuwahlen im Land so knapp hintereinander, ÖVP und Grüne gingen bekanntlich mit einem entsprechenden Antrag der FPÖ mit. Im März folgen zudem auch noch die regulären Gemeinderatswahlen, ausgenommen ist nur Graz.
Schickhofers Ruf nach Schichtwechsel
Irgendwie ist das natürlich Pech. Da ist man Landesobmann der stimmenstärksten Partei und dennoch nur Landeshauptmannstellvertreter. Mehr als vier Jahre lang übt Michael Schickhofer dieses Amt schon aus, doch es wirkt, dass er erst mit den von ihm abgelehnten Neuwahlen aus dem Schatten des ÖVP-Landeschefs zu treten versucht. Der 39-Jährige führte kürzlich die 2011 abgeschafften Pressefoyers nach Regierungssitzungen wieder ein, plakatierte „Schichtwechsel“ und meinte damit, dass es Zeit für einen Jüngeren an der Landesspitze sei.
Politisch ist der dreifache Vater aber nicht gar so jung. 2000 zog er in den Gemeinderat in Weiz ein, 2010 in den Nationalrat, seit 2013 ist er Landesrat. Schickhofer übernahm 2016 die Partei von Vorgänger Franz Voves, in dessen Regierungsbüro er 2005 bis 2010 nach dem BWL-Studium als Referent tätig war. Nach dem desaströsen Ergebnis der SPÖ bei den Nationalratswahlen kündigte er an, alle Bundesparteifunktionen auf Eis zu legen, um "einen eigenständigen Kurs" der SPÖ im Land zu fahren. Damit will er Platz eins halten.
Schützenhöfer, der Erste aus Reihe zwei
Aus irgendeinem Grund sagt es Hermann Schützenhöfer zuweilen: Er sei lange Zeit ein "guter Zweiter" gewesen. Doch nach dem Wahlsieg der SPÖ 2005, der der ÖVP das Amt des Landeshauptmannes kostete und einen neuen Parteichef nach Waltraud Klasnic nötig machte, rückte Schützenhöfer in die erste Reihe vor.
Erste Reihe allerdings vorerst nur in seiner Partei: Schützenhöfer war zehn Jahre lang Vize neben SPÖ-Landeschef Franz Voves. Dann passierte 2015 etwas, das Beobachter ob unterschiedlicher Erzählungen noch immer rätseln lässt: Obwohl die SPÖ knapp, aber doch stimmenstärkste Fraktion blieb, drückte Voves bei seinen Genossen die Wahl eines ÖVP-Landeshauptmannes durch. So wurde Schützenhöfer Erster im Land.
Das will er bleiben, aber diesmal aus eigener Kraft. Der 67-jährige gelernte Kaufmann ist unter den Spitzenkandidaten jener mit der meisten Politikerfahrung: 1976 Obmann der JVP, ab 1981 Landtagsabgeordneter, seit 2000 Landesrat. Die Steirer-VP trägt unter ihm übrigens weiterhin Schwarz und nicht das Türkis der Bundespartei.
Ex-Minister Kunasek kämpft
Die politische Lebensplanung Mario Kunaseks sah wohl anders aus. Der 43-Jährige wollte als amtierender Verteidigungsminister in die Landtagswahlen gehen und um den Chefsessel rittern, sprich das Amt des Landeshauptmannes. Daraus wurde nichts, Stichwort Ibiza-Video. Der Ex-Minister fand rasch wieder Platz im Landtag, in den er 2015 erstmals einzog. FPÖ-Geschäftsführer Anton Kogler gab sein Wahlkreis-Mandant auf und weil Stefan Hermann auf die Klubführung verzichtet, kann Kunasek als Klubobmann in die Wahlen gehen.
Trotz seiner erst 43 Jahre ist der Vater eines Sohnes und karenzierte Soldat politisch ein alter Hase: 2008 kam er erstmals in den Nationalrat, zuvor war er bereits Bezirksparteichef der FPÖ in Graz-Umgebung. Es ist Kunaseks zweites Mal als Spitzenkandidat bei Landeswahlen. 2015 fuhr die FPÖ mit ihm ihr bisher bestes Ergebnis in der Steiermark ein, das sie praktisch gleich stark wie ÖVP und SPÖ machte. Nach den Wirren um die Bundespartei, Stichwort Strache-Spesen, setzt der steirische FPÖ-Chef die Latte tiefer an: Er sei Realist und denke an ein Ergebnis um 20 Prozent.
Krautwaschls Leben ohne Plastik
Mit der 48-Jährigen treffen die steirischen Grünen eigentlich ziemlich genau den derzeit herrschenden Zeitgeist. Plastikverpackungen? Bloß nicht, sagte Sandra Krautwaschl schon in einer Zeit, als es noch nicht opportunistisch oder anbiedernd wirkte. 2009 verordneten sich die Physiotherapeutin und ihre Familie ein plastikfreies Leben, es folgten Bücher, Vorträge und Dokumentationen über die Kompliziertheit dieses Unterfangens.
Politisch trat Krautwaschl, die über sieben Ecken mit Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl verwandt ist, erstmals 2010 in Erscheinung. Sie kandidierte für den Gemeinderat in ihrer Heimatgemeinde Eisbach in Graz-Umgebung. Seit 2015 hat sie ein Landtagsmandat. Die dreifache Mutter tritt zum ersten Mal als Spitzenkandidatin an, Landessprecher Lambert Schönleitner überließ ihr den Vortritt. Über die Entscheidung, an die Spitze zu treten, habe sie durchaus länger nachgedacht, gibt Krautwaschl zu. "Aber dann habe ich mir gesagt, wovor soll ich Angst haben?" Fürchten müsse sich bloß, dass "Klima- und Umweltkrise nicht bewältigt werden".
Klimt-Weithaler, die Partei-Exotin
Mit 14 Jahren im Landtag ist Claudia Klimt-Weithaler, 48, eine der am längsten dienenden Abgeordneten. 2005 zog sie erstmals in das Gremium ein; das war das Jahr, in dem die KPÖ den Sprung in den Landtag zur Überraschung vieler Politikexperten hinter dem Semmering schaffte.
Die Mutter zweier Töchter fungiert heuer zum dritten Mal als Spitzenkandidatin jener KPÖ, die sich als Exot in der Parteienlandschaft in der Wählergunst hält. Das ist deren starken Auftritt in Graz zu verdanken, wo sich die KPÖ als zweitstärkste Partei hinter der ÖVP festsetzte. Am Grundmandat im Wahlkreis Graz / Graz-Umgebung hängt das Schicksal der Landtagspartei KPÖ, hier herrscht Konkurrenz: Auch die Grünen und die NEOS müssen hier punkten, wollen sie die Grundmandatshürde überspringen. "Wir müssen um jede einzelne Stimme kämpfen", mahnt die gelernte Kindergartenpädagogin ihre Mitstreiter. Wie alle Kommunisten verzichtet auch sie auf den Großteil ihrer Politikergage und kassiert 2300 Euro netto, brutto stünden ihr 11.000 Euro zu. Doch solche Einkommen führten nur zu "abgehobener Politik".
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