Sprachdefizite: Deutschklassen kommen nur für Schuleinsteiger
Bildungsminister Heinz Faßmann hält trotz heftiger Kritik auch nach der Begutachtung an seinem Gesetzesentwurf zur Einführung von Deutschförderklassen fest. Gegenüber dem Erstentwurf gibt es wesentliche Änderungen: So wird es ab Herbst 2018 nicht 233 Zusatzklassen, sondern nur 80 geben. Also werden deutlich weniger Personal und Klassenzimmer als angenommen, benötigt. Begründet wird die Reduktion damit, dass erst ab acht Kindern, und nicht schon ab sechs Schülern, eine Förderklasse eröffnet wird. Zudem sind die Förderklassen nur für jene Migrantenkinder bestimmt, die ab jetzt nach Österreich kommen.
Laut Ministerium kommen nur 40.000 Kinder in ganz Österreich für diese Fördermaßnahme infrage; das sind 3,8 Prozent der 1,1 Millionen Schüler. Bisher fand der Extra-Deutschunterricht in „Sprachstartklassen“ mit 11 Stunden pro Woche statt. Ab dem neuen Schuljahr sollen es verpflichtend 15 Wochenstunden (in Volksschulen) oder 20 Wochenstunden (in Neuen Mittelschulen) sein. Nach jedem Semester soll überprüft werden, ob die Kinder in die Regelklassen wechseln dürfen.
Wer schon besser Deutsch kann, soll innerhalb seiner Klasse bleiben und Förderkursen im Ausmaß von sechs Wochenstunden erhalten.
Neu ist auch, dass ein standardisierter Test ab Herbst 2019 darüber entscheiden wird, ob ein Kind dem Unterricht folgen kann oder nicht. Bisher haben das die Schulleiter entschieden.
Und was passiert mit dem Großteil der sechs bis 14-Jährigen mit Migrationshintergrund, die bereits im Schulsystem sind, aber nur rudimentär Deutsch können? Für die waren Deutschförderklassen nie angedacht. Sie sollen wie bisher im Unterricht aufholen.
Kritik der Opposition
Wenig begeistert von der Novelle sind Neos und SPÖ: „Das ist eine Ho-Ruck-Aktion auf dem Rücken der Lehrer, der Direktoren, der Länder und Gemeinden als Schulerhalter und nicht zuletzt zu Lasten der betroffenen Kinder“, findet Ex-Bildungsministerin Sonja Hammerschmid. Sie fordert wie auch Neos-Chef Matthias Strolz ein Expertenhearing im Parlament. Strolz nannte Faßmanns Konzept einen „Marketing-Schmäh auf Kosten der Schüler: „In Deutschklassen kommen nur noch neue Schüler, bestehende werden im bisherigen System belassen, das die Regierung zurecht als unzureichend kritisiert hatte.“
Wiens Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer freut sich, dass Wien, wo es den größten Bedarf gibt, speziell geholfen werden soll. Er warnt aber vor einer neuen Schulart, „in die wir alle Kinder abschieben, die uns nicht geeignet erscheinen“.
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