SPÖ zwischen "Lügen und Hass" und "Angriffen aus eigenen Reihen"

SPÖ zwischen "Lügen und Hass" und "Angriffen aus eigenen Reihen"
Rote in Aufruhr: Berichte über Vertrag für geschassten Funktionär Lercher lassen Emotionen hochgehen.

Ist es eine Intrige des Liesinger SPÖ-Flügels rund um Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch und Doris Bures gegen den 33-jährigen Steirer Max Lercher? Oder nur eine Ente eines Boulevard-Blattes? Letzeres dürfte eher nicht der Fall gewesen sein.

Das Bild, das die SPÖ drei Wochen nach der desaströsen Nationalratswahl abgibt, könnte kaum schlechter sein.

Samstagfrüh veröffentlichte ein Boulevardmedium einen Artikel, wonach Lercher persönlich 20.000 Euro monatlich von der Bundespartei erhält. Sowohl die Bundespartei als auch Lercher dementieren das. Wahr sei, dass es einen Vertrag mit der Leykam AG gibt, der mit dem Geschäftsführer Max Lercher abgeschlossen wurde, und diesem Vertrag stünden echte Leistungen gegenüber. Lercher selbst beziehe ein Gehalt von 6.000 Euro brutto, und dieses „Gehalt gab es vor dem Leistungsvertrag mit der SPÖ und es hat sich auch danach um keinen Cent geändert“, betont Lercher.

SPÖ-Bundespartei weist Vorwürfe zurück

Auf Facebook machte er seinem Ärger Luft: Er spricht von einer „Grenzüberschreitung“ und einem „bewussten“ und „letztklassigen Angriff aus den eigenen Reihen“. Und schließt mit den Worten: „Fakt ist: Der Kurs stimmt nicht. Und man kann gerne versuchen, mich persönlich zu ruinieren. Aber der Kurs stimmt trotzdem nicht und ich werde das auch in Zukunft klar, laut und offen sagen.“

Verräter-Suche

Es geht also um die Vermutung, die Löwelstraße versuche ihn zu desavouieren.

Am Sonntag schrieb Deutsch an den „Bundesparteivorstand und die LandesgeschäftsführerInnen“: „Nachdem in der Öffentlichkeit wilde Geschichten lanciert werden, mit denen die Parteispitze in Misskredit gebracht werden soll, möchte ich hiermit Folgendes klarstellen“: Er habe „ordnungsgemäß und völlig korrekt über Vertragspartner“ berichtet, doch „einmal mehr“ seien „Interna nach außen getragen“ worden, „was ausgesprochen ärgerlich ist! Zu denken gibt mir aber auch die Form der Debatte auf Social Media, wo bewusst Lügen und Hass verbreitet werden, weshalb ich rechtliche Schritte prüfen lassen werde“.

Also alles korrekt?

Mario Lindner, der ebenfalls bei der Sitzung dabei war, sieht das wie einige junge Rote nicht so: „Man konnte nämlich tatsächlich den Eindruck gewinnen, dass Max Lercher 20.000 Euro im Monat von der Partei bekommt. Trotz Nachfrage“, erklärte er via Facebook.

Erst danach habe ihn ein „Kollege aus der Kontrolle“ richtig informiert.

Noch davor haben die steirische und die burgenländische SPÖ sich hinter Lercher gestellt. Lerchers steirischer Parteichef Michael Schickhofer forderte am Wochenende „sofortige Aufklärung darüber, wer für diese Falschmeldungen verantwortlich ist“. Sofern die Story aus der Partei komme, müsse es Konsequenzen geben“, sagte der burgenländische SPÖ-Geschäftsführer Roland Fürst, und die Verantwortlichen „im hohen Bogen aus der Partei geschmissen werden“.

SPÖ-Kommunikationschef Stefan Hirsch zeigt sich verwundert ob des Wirbels, schließlich habe man keinen Einfluss darauf, was ein Boulevardblatt berichtet. Parteichefin Rendi-Wagner habe zudem alle aufgefordert, mit der „Selbstbeschäftigung“ Schluss zu machen.

Entsetzt gab sich Kärntens SPÖ-Chef Peter Kaiser: „Ich frag mich, wie dumm kann man nur sein?“ Irgendwer versuche intern ganz offensichtlich, die Partei in eine „Lose-Lose-Situation“ zu bringen, so Kaiser gegenüber dem Standard.

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