Vom Bürgermeister zum Vizekanzler: Wer ist Andreas Babler?

Die von internen Querelen geplagte Partei zu einen, gelang dem 52-Jährigen zwar nicht ganz, dafür führte er die Sozialdemokratie erstmals seit 2017 wieder in eine Bundesregierung. In dieser wird Andreas Babler Vizekanzler. Zudem soll er die Agenden Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport über haben.
Andreas Bablers Herzensthema ist leistbares Wohnen
Gerade Wohnen machte er im Wahlkampf zum Herzensthema. In eine Arbeiterfamilie hineingeboren wuchs er in finanziell schwierigen Verhältnissen auf, verdingte sich als Lagerarbeiter sowie als Zeitsoldat. Nebenbei war Babler politisch aktiv, in der Sozialistischen Jugend brachte er es bis zum Bundessekretär. Nationale Bekanntheit erlangte er als Bürgermeister des für sein Erstaufnahmezentrum bekannten Traiskirchens. Eine Zeit lang war er Mitglied des Bundesrates, 2023 gewann er die kuriose Kampfabstimmung um die Nachfolge von Pamela Rendi-Wagner als SPÖ-Chef.
Parteihoffnung oder Partei-Rebell, immer mit dem Zusatz „links“ versehen, sind Bezeichnungen, die oft fallen. „Genosse Rampensau“ betitelte ihn der Falter im Zuge der Flüchtlingskrise 2015. Er verstand es immer, sich in Szene zu setzen. Das Handy ist der ständige Begleiter, Auftritte in sozialen Medien gehören seit Jahren zum politischen Alltag.
Seine politische Laufbahn begann Babler mit 16 Jahren
Mit 16 ging Babler zur Sozialistischen Jugend, 1995 ist er Gemeinderat in Traiskirchen, ab 2014 Bürgermeister. Dabei trat er in große Fußspuren. Denn sein Vorgänger in der heute rund 20.000 Einwohner großen Stadt im Bezirk Baden war Friedrich „Fritz“ Knotzer: als SPÖ-Landesrat in der niederösterreichischen Politik kein Leichtgewicht, in seiner Gemeinde Stadtkaiser mit satter absoluter Mehrheit.
Doch der „Lehrbub“ holte gleich 2015 bei der Gemeinderatswahl 73 Prozent, 2020 wieder 71. Bei der Landtagswahl 2023 erreichte die SPÖ in Traiskirchen knapp 47 Prozent. Entgegen einem tiefblauen Trend in einer Stadt, deren Name europaweit mit Flüchtlingen verbunden wird. Sich angesichts eines ständig überfüllten Flüchtlingslagers mitten in der Stadt für eine „Willkommenskultur“ von Menschen in Not einzusetzen und damit erfolgreich zu sein, ist wohl einzigartig.
Der SPÖ-Chef kommt "von unten"
Dass er „von unten“ kommt und sich für die „unten“ einsetzt, betonte er, im betonten Dialekt, im Werben um den SPÖ-Chefsessel oft. „Wir sind keine Bittsteller“. In Traiskirchen praktiziert er das. Von der Gemeinde gab es Goodies vom kostenlosen Essen im Kindergarten über ein Gratis-Schulpaket bis zum geschenkten Klimaticket. Je nach Einkommen.
Er kletterte auf den Semperit-Schlot
Dass Babler 2020 am 1. Mai auf den Schlot des geschlossenen Semperit-Schlotes kletterte und dazu die Internationale erklang, mag auch einiges sagen. Dass er „die EU nicht leiwand“ findet oder sich als Marxist bezeichnete, kam weniger gut an. Wie auch, dass er 2016 neben seinen Bezügen als Stadtchef auch als Angestellter der Stadt ein Gehalt kassierte. Das stellte er ab, sein Gehalt als Bundesrat spendete er.
Nach einem ersten Durchgang der Regierungsverhandlungen und einer Runde blau-türkiser Gespräche sitzt Babler wieder fester im Sattel. Auch die Querelen mit der Wiener Landespartei über die Ministerliste entschied er letzten Endes für sich: Den Finanzminister suchte mit Markus Marterbauer er aus – nicht der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig.
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