SPÖ mit Babler überholt Kanzlerpartei ÖVP
Keine drei Wochen ist es her, da macht die Behebung eines Excel-Eintragungsfehlers Andreas Babler zum SPÖ-Bundesparteiobmann. Der am Parteitag noch zum Chef gekürte Hans Peter Doskozil erklärte, mit „dem Thema Bundespolitik ein für alle Mal abgeschlossen zu haben“ und Landeschef des Burgenlands zu bleiben. Geschadet hat das Wahl-Desaster inklusive zuvor öffentlich ausgetragener Streits der derzeit größten Oppositionspartei nicht.
Die SPÖ holt bei der Sonntagsfrage mit Babler statt Pamela Rendi-Wagner an der Spitze um 4 % auf und überholt mit 24 % somit die ÖVP knapp. Die Kanzlerpartei ist mit weiterhin 23 % nunmehr auf dem dritten Platz. Unverändert stabil auf dem ersten Platz hält sich die FPÖ mit 28 %, Grüne und Neos liegen mit 9 % gleich auf und verteidigen damit ihre jeweilige Position.
Danach gefragt, wen sie bei der Nationalratswahl wählen würden, geben 4 % der 1.177 Wahlberechtigten und von OGM für den KURIER Befragten die KPÖ an.
„Ob der Anstieg der SPÖ auf den zweiten Platz eine nachhaltige Entwicklung oder nur ein Strohfeuer ist, das wird sich noch zeigen“, sagt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. Die hohen Zustimmungswerte für die SPÖ – insbesondere in Relation zu anderen aktuellen Meinungsumfragen, die teils das Gegenteil besagen – erklärt der Meinungsforscher in zweierlei Hinsicht.
„Unverzeihlicher Fehler“
OGM habe im Gegensatz zu anderen Umfragen Parteien wie die Bierpartei – die der SPÖ potenziell Stimmen nehmen – nicht abgefragt. Zudem sei das hohe Votum wohl auf den „wochenlangen Fokus auf Personen und SPÖ-Themen“ sowie die „spürbare Babler-Begeisterung“ zurückzuführen. Dass sich Babler selbst als Marxist bezeichnet(e), finden 32 % inakzeptabel – die Mehrheit will aber erst abwarten, was das für sein Programm bedeutet. Das Desaster bei der Stimmenauszählung am Parteitag ist für 63 % der Befragten hingegen ein „unverzeihlicher Fehler für eine Partei, die Österreich regieren will“.
Apropos regieren: Aktuell würden sich drei mehrheitsfähige Zweierkoalitionen ausgehen, so Bachmayer. „FPÖ und ÖVP, FPÖ und SPÖ und wahrscheinlich auch SPÖ und ÖVP. Der häufige Wunsch einer Dreierkoalition aus SPÖ, Grünen und Neos ist derzeit klar von einer Mehrheit entfernt.“
Eine Mehrheit gibt es für die Forderung von SPÖ und Gewerkschaft nach einer generellen Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich – wenngleich nicht so radikal, wie vom SPÖ-Chef gefordert. Babler will eine Verkürzung auf 32 Stunden für alle – das wollen auch 23 % der Befragten. 33 % sind für eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit – aber unter der Prämisse, dass diese flexibel und differenziert ausgestaltet wird. 37 % sprechen sich gegen eine Verkürzung aus, weil diese Österreich aufs wirtschaftliche Abstellgleis führen würde.
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