SPÖ-Chefin Rendi-Wagner legt gegen Kern nach: "Das ist wankelmütig"
Wenn die SPÖ am Montag den 1. Mai begeht, lässt sich das beherrschende Thema der letzten Wochen nur schwer ignorieren. Der Wahlkampf um die aktuell laufende SPÖ-Mitgliederbefragung über den Parteivorsitz ist voll im Gange, die Verantwortlichen schenken sich nichts und teilten zuletzt auch verbal aus.
So fand etwa SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner keine freundlichen Worte über ihren einstigen Förderer Christian Kern. Dieser unterstützt ihren Widersacher Hans Peter Doskozil. In der Presse sprach sie davon, dass "Charakterstärke und Standfestigkeit" nicht zu Kerns "herausragendsten Eigenschaften zählen".
SPÖ-Konflikt überschattet Mai-Feier
Am Sonntag-Abend war Rendi-Wagner dann in der ZIB2 zu Gast. Und da bekräftigte sie ihr Urteil über ihren Vorgänger. "Es ist kein Vorwurf, den ich Christian Kern mache. Es ist eine Beobachtung, die ich in den letzten Jahren gemacht habe", so Rendi-Wagner. Doskozil habe sich vor einigen Jahren "geweigert", Kinder aus dreckigen Flüchtlingslagern zu holen und habe den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán als verlässlichen Partner bezeichnet, Kern hingegen habe früher über Orbán geschimpft.
Nun habe Kern offenbar eine "180-Grad-Wendung" vollzogen und unterstütze Doskozil, und das habe "doch nichts mit Standfestigkeit zu tun", es sei "wankelmütig und am Ende keine Charakterstärke", bekräftigte Rendi-Wagner. "Er steht nicht zu seiner europapolitischen Linie, zu seiner politischen Einstellung, sondern er ist da sehr flexibel und hat auch die Bereitschaft offenbar, binnen Tagen hier 180-Grad-Wendungen zu machen."
SPÖ-Chefin Rendi-Wagner zum SPÖ-Kurs
Schmerzhafter Prozess
Es sei daher auch klar, dass der 57-jährige Ex-Kanzler keine Rolle und Funktion in der Partei bekommen werde, sollte Rendi-Wagner Parteichefin bleiben. Die SPÖ-Parteichefin kritisierte zudem wieder einmal die "Querschüsse der letzten Jahre". Dies habe die Partei ungemein geschwächt. Auf Inhalte wollte die 51-Jährige im ZIB2-Interview nicht eingehen, das Wichtigste sei nun diesen "schmerzhaften Prozess der Klärung" zu finalisieren.
Denn, so Rendi-Wagner, "die Menschen haben unsere Glaubwürdigkeit erkannt, aber nur so lange, bis die ersten Querschüsse aus dem Burgenland kamen. Und dann stehen nicht mehr die Inhalte im Mittelpunkt, das nützt keiner Partei". Sie verzichte zudem im Gegensatz zu ihren Widersachern auf eine Wahlkampftour, weil "wir miteinander kämpfen sollten, nicht gegeneinander." Zudem sei sie Parteivorsitzende und könne nicht einfach stoppen und die tägliche Arbeit ruhen lassen.
Für den 1. Mai erwartet sie sich kein Trauma, wie noch 2016 unter Werner Faymann. "Ich bin überzeugt, dass das ein Tag ist, den wir gemeinsam und solidarisch begehen. Wir sollten langsam erkennen, dass der wahre politische Gegner nicht in der Partei sitzt", so Rendi-Wagner. Daher hätte sie natürlich auch nichts dagegen, wenn auch Anhänger und Anhängerinnen von Doskozil und Babler am 1. Mai dabei seien: "Wir sind eine große sozialdemokratische Familie und das wird sich durch nichts ändern."
Kommentare