TV-Duell: "Stronach ist Gefangener seines Systems"
Die Wahlkampfduelle gehen in die zweite Runde: Beim Auftakt hatte Grünen-Chefin Eva Glawischnig das Vergnügen mit FP-Spitzenkandidat HC Strache, Neo-Politiker Frank Stronach traf auf Josef Bucher vom BZÖ.
Diesmal steigen Frank Stronach und VP-Chef Spindelegger in den Ring: Moderiert von Ingrid Thurnher duellieren sich die beiden Spitzenkandidaten - der KURIER begleitet Sie via Live-Blog durch die TV-Konfrontation. Die Konfrontation zwischen Werner Faymann und Josef Bucher können Sie hier nachlesen.
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TV-Duell: "Stronach ist Gefangener seines Systems"
Schlussrunde: Thurnher fragt nach Überschneidungen und Differenzen - Spindelegger: "Stronach ist ein Gefangener des Systems, des Systems Stronach." Stronach darauf: "Wir haben Grundprinzipien, wie etwa keine Schulden mehr machen. Die VP macht weiter Schulden." Eine Kooperation wird weder ausgeschlossen noch bekräftigt. Bei der Redezeit liegen beide gleichauf - auch wenn Stronach das zum Schluss nicht recht glauben will.
Euro: Zurück zum Schilling? "Die Währung war ein großer Fehler", sagt Stronach. Er sei für einen nationalen Euro, den jedes Land auf- und abwerten könne. Thurnher weist ihn darauf hin, dass er doch für die Rückkehr des Schillings gewesen sei, belegt mit einer Einspielung - "man kann ja für mehrere Lösungen sein", meint Stronach darauf.
Spindelegger will von Stronach wissen, wie er das machen wolle - das ist eine völlig verrückte Idee". Der Euro müsse werthaltig sein, eine eigene Währung sei extrem unsicher. Die VP hat auch im Netz darauf reagiert:
Außenpolitik, Teil zwei: Stronach schwenkt zum Thema Bildung um, ungefragt. "Der Schuldirektor kann sich nichtmal die Lehrer aussuchen", argumentiert er - gefragt wurde er allerdings, was er von Spindeleggers Auftritt als Außenminister halte. Thurnrher will bei der Außenpolitik bleiben, fragt, was er von der NATO halte: "Wenn die Chinesen einmarschieren..."
Spindelegger trocken darauf: "Herr Stronach sollte lieber bei der Wirtschaft bleiben. Weder wollen die Chinesen einmarschieren, noch wollen wir der NATO beitreten." Angesichts einer NATO-Kooperation meint er: "Überflüge von NATO-Jets erlauben wir nicht."
Außenpolitik: Themenschwenk - es geht um den Golan und einen möglichen Abzug aus dem Libanon. Ein Abzug wegen der Syrien-Krise? "Ich hab' mit dem Abzug kein Problem gehabt. Wir haben nicht die Kapazität, dort einen Beitrag zu leisten, wenn dort ein Krieg ausbricht." Die Frage, ob ein US-Militärschlag gerechtfertigt sei, umschifft Stronach: "Man muss mal feststellen - wieviele Leute wurden dort vergast?", fragt der 80-Jährige. Wenn dem so sei, sei ein Einschreiten gerechtfertigt.
Spindelegger sieht das naturgemäß anders: "Ich sehe heute nicht, dass wir abziehen müssen. Was den Militärschlag insgesamt anbelangt, bin ich sehr skeptisch." Damit wäre es nicht getan, eine Involvierung wäre dauerhaft. Solange die UNO kein Mandat erteile, sei er gegen einen Militärschlag. Seinen Vorstoß hauptsächlich Christen aus den Krisengebieten aufzunehmen, verteidigt der Außenminister: "Wir nehmen jeden auf, der uns empfohlen wird."
Privatisierungen: Nicht nur die ÖBB, auch andere Staatsunternehmen stehen im Zentrum der Privatisierungsdebatte - ob Stronach auch an diesen Interesse hätte, will Moderatorin Thurnher wissen. "Die müssen weg aus den Händen der Politikern. Alle, die Steuern zahlen, sollen auch Anteile an diesen Unternehmen haben", schlägt Stronach vor. Spindelegger hingegen ist "nicht bereit, dass alles irgendjemandem übertragen."
ÖBB: Thurnher fragt Stronach, ob er bei seinem Angebot bleibe, die ÖBB zu kaufen - "ja, ich habe der Frau Bures deshalb auch einen Brief geschrieben", sagt er. Und wieiviel er ausgeben würde? "Ich hätte genug übrig." Stronach verweist darauf, dass die ÖBB intransparent wäre - so wie auch bei den Gewerkschaften und bei der Wirtschaftskammer. "Das führt dann nur zu Korruption."
Spindelegger, der im vergangenen Jahr die ÖBB-Verkaufsdebatte an Stronach angestoßen hatte, meint dazu: "Bleiben Sie dabei, ich möchte Sie inspirieren!" Wenn Stronach seine Milliarden dort investieren wolle, "ist mir das sehr recht." Stronach bleibt davon recht unbeeindruckt und ziert sich - Bures hätte ihm abgesagt, sein Angebot wäre ungehört verhallt.
Wirtschaft, zweiter Teil: Stronach doziert wird darüber, dass er "130.000 Arbeitsplätze geschaffen hat" - als Antwort darauf, ob er Spindeleggers Wirtschafts-Entfesselungskünsten denn trauen würde. Der VP-Chef darauf: "Das waren nicht nur Sie alleine." Er schwenkt dazu um, ins Bildungssystem zu investieren und verweist abermals auf Stronachs Wohnort. der Milliardär darauf: "Es gibt kaum eine Person, die Österreich so gedient hat, wie ich."
Auch im sozialen Netz wird die Debatte übrigens rege diskutiert - hier ein kleiner Exkurs:
Wirtschaft: Das Meinungsforschungsinstitut Karmasin hat für den ORF die Wirtschaftskompetenz abgefragt - der VP trauen die Befragten dabei deutlich mehr Tatkraft zu als Stronach. Das versucht Stronach gleich mal, mit einem Taferl auszugleichen: "Sie sind seit Jahren Teil der Regierung, die Schulden haben sich verfünffacht. Wie kann das weitergehen?" - "Wir haben eine Schuldenbremse eingezogen, wir werden 2016 ein ausgeglichenes Budget haben. Man kann Österreich nicht nur aus dem Privatjet betrachten, man muss in Österreich sein, um was zu ändern", stichelt Spindelegger in Richtung Stronachs umstrittener Wohnort-Frage.
Wie Frank Stronach denn mit der Hypo umgehen würde, will Thurnher wissen - ob er sie denn pleitegehen hätte lassen? Ja, meint Stronach - kaufen würde er sie aber nicht wollen. "Da ist so viel Krebs drinnen, das kann man nicht mehr reparieren." Spindelegger drängt danach darauf, dass auch die Banken selbst einen Beitrag zur Sanierung leisten müssen; auch der Abbau von Hürden bei der Gründung eines Unternehmens sind ihm ein Anliegen, ebenso die Senkung der "viel zu hohen Lohnnebenkosten".
Bei der Redezeit liegt übrigens Spindelegger derzeit weit vorne - er hat beinah dreimal so viel zeit verbraucht wie sein Kontrahent.
Startschuss: Ingrid Thurnher moderiert heute - wie schon zuletzt - die TV-Duelle. Mit Frank Stronach hatte sie bei dessen Konfrontation mit Josef Bucher so ihre Probleme, der bald 81-Jährige ließ sich kaum bändigen.
Der ORF hat dazu im Vorfeld Experten wie Daniel Kapp, ehemals VP-Berater, oder Rudi Fussi, der für Stronach gearbeitet hat, befragt - "ich glaube nicht, dass es ein wichtiges Duell für Spindelegger wird. Stronachs Auftritte sprechen für sich", meint etwa Kapp. Spindelegger sieht das nicht so: "Ich nehme jedes Duell wichtig. Auch den Herrn Stronach", sagt er mit lauter Stimme. Stronach wirft Spindelegger zum Anfang gleich mal Prinzipienlosigkeit vor.
Experten: Noch ein bisschen mehr als eine halbe Stunde bis zum Duell - wir haben vorab unsere Experten zu ihren Erwartungen befragt: „Dieses Duell ist die große Chance für Michael Spindelegger“, meint Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer im Vorfeld. Medien-Coach Gerald Groß pflichtet ihm bei: „Ein Teil der Zuseher will sich bestimmt an der großen Frank-Show erfreuen, den Milliardär in seiner ganzen Unberechenbarkeit sehen."
Der ÖVP-Chef könne dafür im Duell mit Stronach nun „ohne Beißhemmung wie noch gegen seinen Koalitionspartner Faymann“ loslegen. „Er braucht gute Ansagen“, findet Groß, „ zum Beispiel, warum wir mit einer rot-schwarzen Regierung weiter machen sollen, wie bisher, aber diesmal mit dem ÖVP-Chef als Kanzler. Das muss er klar machen.“
Die Erwartungen hat Stronach bisher erfüllt: Der exzentrische, bald 81-jährige Milliardär und Neo-Parteigründer lieferte bisher exakt jene Skurrilität in den TV-Duellen, die man von ihm erwartet hat. Er agierte aufbrausend gegenüber dem Moderator, herablassend gegenüber seinem Gegner, gab auf Fragen keine konkreten Antworten und prahlte mit seinem Geld.
Nach den beiden Duellen, die heute live gesendet werden, gibt es - wie gewohnt - eine Analyse der Experten sowie eine Beurteilung der Diskutanten.
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