Spekulations-Abrechnung in Salzburg

BILD zu TP/OTS - Das touristische Rekordjahr der Stadt Salzburg brachte für die Festung Hohensalzburg einen Besucherzuwachs von 3,2 Prozent. Insgesamt waren es rund 936.000 Besucher.
Nach dem Finanzskandal entscheiden die Salzburger über die politische Zukunft. Was sagen die Promis, wie tickt das Land?

Aufgrund des Spekulationsskandals wählen 389.789 Salzburger am Sonntag, ein Jahr vor dem regulären Termin einen neuen Landtag. Sieben Listen stellen sich der Wahl.

Spekulations-Abrechnung in Salzburg
APA12452248 - 24042013 - SALZBURG - ÖSTERREICH: ZU APA TEXT II - LHStv. Wilfried Haslauer (l.) und LH Gabi Burgstaller, anl. der Sitzung des Salzburger Landtages mit Aktueller Stunde "2009-2013: Bilanz eineHr gescheiterten Koalition" und Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses zum Finanzmanagement am Mittwoch, 24. April, in Salzburg. APA-FOTO: BARBARA GINDL
Diese wird aller Voraussicht nach folgenschwer – da sowohl SP-Landeshauptfrau Gabi Burgstaller als auch VP-Chef Wilfried Haslauer angekündigt haben, zurückzutreten, wenn sie nicht Platz 1 erobern.

Den Umfragen zufolge deutet alles auf ein doppeltes Kopf-an-Kopf-Rennen hin: SPÖ und ÖVP rittern um den Landeshauptmann-Sessel, FPÖ und Grüne um Platz 3. Dem "Team Stronach" sollte laut Meinungsforschern der Einzug in den Landtag gelingen. Zudem kandidieren noch die "Piraten" und die KPÖ, beide Gruppierungen treten aber nicht in allen Bezirken an.

Der KURIER hat zusammengefasst, was Sie über Salzburg wissen sollten.

Salzburg von A bis Z

A wie Aiderbichl: Gut von Michael Aufhauser in Henndorf am Wallersee. Der Gnadenhof für Tiere ist dank prominenter Paten weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

B wie Bier: Die Nähe zu Bayern begründete eine ausgeprägte und ausgezeichnete Salzburger Brau-Tradition vom Augustiner Bräu über Stiegl, Trummer, Müllner Bräu & Co.

C wie Café: Cafés wie Bazar, Tomaselli, Stein, Glockenspiel oder Fürst gehören zu den Touristenmagneten der Salzburger Altstadt.

D wie Deutsches Eck: Eine für Autofahrer ermüdende Abkürzung am Weg von Ost- nach Westösterreich. Und zurück.

E wie Erzbistum: Die Archidioecesis Salisburgensis ist die älteste bestehende Erzdiözese in Österreich und galt als besonders mächtig. Gegründet 739 als Bistum, wurde sie 798 zu einem Erzbistum und in den Jahren nach 1328 zum Fürsterzbistum.

F wie Festspiele: Sommerliche Kulturveranstaltung mit rund 200 Konzerten, Opern und Theaterevents mit bis zu 250.000 Besuchern pro Jahr. Jüngst zum besten „Opernfestival“ der Welt gekürt.

G wie Gau: Das Bundesland ist landschaftlich in fünf Gaue gegliedert: Flachgau, Tennengau, Pinzgau, Pongau, Lungau.

H wie Herminator: Hermann Maier, Doppel-Olympiasieger, Volksheld aus Flachau. Der wahrscheinlich beste Skifahrer aller Zeiten.

I wie Italien: Salzburg grenzt am Krimmler Tauern seit der Abspaltung Südtirols 1919 an Italien und trennt hier Ost- von Südtirol.

J wie Jedermann: Hugo von Hofmannsthals „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“, uraufgeführt 1911 in Berlin, gelangte durch Regisseur und Festspiel-Mitbegründer Max Reinhardt 1920 nach Salzburg. Seither ist das Spiel jeden Sommer am Salzburger Domplatz oder der Felsenreitschule zu sehen.

K wie Karajan: Der gebürtige Salzburger zählt zu den bekanntesten und wichtigsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Er starb am 16. Juli 1989 an seinem Wohnort Anif bei Salzburg. Der ehemalige Sigmundsplatz in der Stadt Salzburg ist nach ihm umbenannt.

L wie Lyriker: Georg Trakl und Karl Heinrich Waggerl sind in Salzburg geboren. In Stefan Zweigs Salzburger Jahren entstanden die „Sternstunden der Menschheit“.

M wie Mateschitz, Didi: Unternehmer in Fuschl, der durch ein zuckerhaltiges Getränk zum Multimilliardär wurde. Besitzt Verlage, Fernsehender, Auto- und F1-Rennställe, Gastronomiebetriebe und sehr vieles mehr.

N wie Nockerln, Salzburger: Landestypische süße, warme Nachspeise aus Eiern, Zucker und Mehl. Soll im 18. Jahrhundert von einer Mätresse des Salzburger Fürsterzbischofs erfunden worden sein. Fällt zusammen, wenn sie nicht rasch genug serviert werden.

O wie Obertauern: Inmitten der Radstädter Tauern eines der vielen Salzburger Skisportzentren. Der Sessellift Gamsleiten 2 führt zu einer der steilsten Buckelpisten in Österreich.

P wie Porsche: Das Maß aller Dinge bei Sportwagen, benannt nach Firmengründer Ferdinand „Ferry“ Porsche. Die Porsche Holding, Tochter der Volkswagen AG, hat ihren Sitz in Salzburg.

Q wie Quecksilber: In hochkonzentrierter Form gilt als Todesursache von Theophrastus Bombastus von Hohenheim vulgo Paracelsus. Die Private Medizinische Universität Salzburg ist nach dem 1541 in Salzburg verstorbenen Arzt, Alchemisten und Philosophen benannt.

R wie Rathgeber: Oberösterreicherin, die verdächtigt wird, eigenmächtig mit Landesgeldern in Milliardenhöhe spekuliert zu haben.

S wie Stierwascher: Einst spöttische Bezeichnung für Salzburger. Laut Legende wurde Belagerern im 16. Jahrhundert wochenlang der gleiche Stier in unterschiedlichen Farben auf der Stadtmauer gezeigt, um zu zeigen: Salzburgs Lebensmittelvorräte sind unerschöpflich, belagern lohnt sich nicht. Die List gelang, der Stier wurde feierlich gewaschen.

T wie Trapp: Singende adelige Familie mit zehn Kinder aus Salzburg-Aigen. Ihre Flucht aus Österreich 1939 wurde verfilmt („Sound of Music“) und zum Kassen- & Touristenschlager.

U wie UNESCO: Das historische Zentrum der Stadt Salzburg ist seit 1996 Teil des Weltkulturerbes der UNESCO.

V wie Volkskundemuseum: Seit 1924 im Hellbrunner Monatsschlössl beheimatet und 1615 angeblich in Monatsfrist für Erzbischof Markus Sittikus als Jagdschlösschen erbaut.

W wie Wahlsalzburger: Franz Beckenbauer, DJ Ötzi, Ralf Schuhmacher, Renate Thyssen-Henne, Katerina Jacob, und viele mehr ...

X wie Xaver: Zweiter Vorname des Franz Gruber, dem Komponisten des weltweit bekanntesten Weihnachtsliedes „Stille Nacht, heilige Nacht“. Er starb 1863 in Hallein.

Y wie Yves Roche: Die französische Kosmetikfirma baute 20 Jahre lang in Hollersbach (Pinzgau) auf 1,6 ha 400 Heilpflanzen an.

Z wie Zederhauser Umdrah’: Die enge Schlucht über den Tauern nach Radstadt stellte der Legende nach für Bewohner aus Zederhaus das „Ende der Welt“ dar – wo sie lieber umkehrten.

Spekulations-Abrechnung in Salzburg

Hat Gabi Burgstaller als Landeshauptfrau versagt? Und kann, ja darf der Finanzskandal das einzige Thema sein, das die Wahl entscheidet? Fragen wie diese beschäftigten zuletzt viele Salzburger – so auch prominente Wähler. Der KURIER fragte nach, wie sie den Wahlkampf erlebt haben.

Spekulations-Abrechnung in Salzburg

„Der Schock über die Finanzmisere sitzt tief. Ich weiß noch nicht, wen ich wähle“, sagt Schauspieler Harald Krassnitzer. Der „Tatort“-Kommissar ist Sozialdemokrat, Kanzler wie Alfred Gusenbauer konnten auf seine Unterstützung zählen. Doch diesmal ist der gebürtige Salzburger nicht überzeugt, rot wählen zu müssen. „Das Krisenmanagement war nicht ideal. Im Unterschied zu Haslauer, der politisches Kleingeld schlagen wollte, hat Gabi Burgstaller versucht, sich der Verantwortung zu stellen.“ Als Bürger hätte es Krassnitzer aber besser gefallen, wenn die Regierung im Kollektiv zurücktritt oder „zusammenrückt“ und „mit vereinten Kräften“ die Finanzaffäre aufklärt. „Beides ist nicht passiert und das irritiert mich – wie viele andere.“

Neue Bewegungen wie Frank Stronach sieht er mit Skepsis. „Sein Lebenslauf ist beeindruckend, aber Politik ist komplexer, als Stronach es glauben macht. Für mich ist er ein Populist und keine Alternative.“Wen er wählt entscheidet Krassnitzer kurzfristig. Nur dass er wählen geht, ist fix. „Ich hoffe, dass mehr zur Wahl gehen als in Tirol. Sonst kommt die Demokratie in einen kritischen Bereich.“

Als thematisch zu eng empfand Ex-Spitzensportlerin Roswitha Steiner den Wahlkampf. In den 80ern gehörte die Frau des früheren Weltklasse-Langläufers Alois Stadlober zu den besten Slalomläuferinnen der Welt, ’87 holte sie WM-Silber. Doch obwohl „Gesundheit, Pflege und Soziales“ den Salzburgern seit jeher ein Anliegen seien, vermisst Steiner das Nächstliegende: „Die Grundlagen dafür, nämlich Breitensport, tägliche Turnstunden, etc. das wurde im Wahlkampf ignoriert.“ Die Politik, sagt Steiner, sei gerne bei Sport-Veranstaltungen, man verteile gerne Medaillen. „Aber mit Förderungen und der inhaltlichen Arbeit ist es nicht weit her.“ Steiners Urteil hat Gewicht, sie war fünf Jahre lang ÖVP-Sportsprecherin im Landtag. Im Finanzskandal sieht sie alle beschädigt: „Ganz saubere Hände hatte da niemand.“

Das sehen auch der prominente Wirt Sepp Schellhorn und Regisseur Reinhard Schwabenitzky ähnlich. „Es gibt keine Rücktrittskultur“, sagt Schellhorn. „In Deutschland tritt ein Bundespräsident wegen eines Sylt-Wochenendes zurück. In Österreich reichen Malversationen in Millionenhöhe nicht.“ Der Rauriser Schwabenitzky staunt, „dass es die Landeshauptfrau wagt, bei der Wahl wieder anzutreten“. Als Regisseur hat Schwabenitzky mit dem „Kaisermühlen Blues“ oder „Ein echter Wiener geht nicht unter“ Kult-Formate geschaffen. Salzburgs Politik ist für ihn schlechtes Theater. „Burgstaller schafft es nicht einmal auf den Plakaten echt zu lächeln.“

„Ganz sicher“ wählen geht Moderator Sepp Forcher, der in der Stadt Salzburg lebt. „Wer nicht wählt, ist nicht reif für eine Demokratie.“ Der 82-Jährige hofft auf die Große Koalition „Damit etwas weitergeht im Land.“ Ob SPÖ oder ÖVP an der Spitze ist ihm recht egal. „Salzburg braucht eine Perspektive, eine klare Vision, wie es mit Bildung, Entwicklung und Forschung weitergehen soll“, sagt Hannes Ametsreiter. Der gebürtige Salzburger ist Präsident des „Club Salzburg“, einer Vereinigung von in Wien lebenden Salzburgern, und obwohl er keine Präferenz für die eine oder andere politische Gruppierung abgeben möchte, ist für den Vorstandsvorsitzenden der Telekom Austria eines klar: Angesichts der turbulenten Wochen und Monate, die das Land hinter sich hat, tun seine Landsleute diesmal besonders gut daran, die angebotenen Konzepte der Parteien darauf abzuklopfen, ob sie zukunftstauglich sind. Die neuen Bewegungen, egal ob Stronach oder Neos, sieht Ametsreiter mit Gelassenheit: „Vielfalt bewegt. Wenn sich das Angebot vergrößert, ist das nur gut. Es ist doch erfreulich, wenn Demokratie funktioniert.“

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