Wer in Österreich künftig auch im Sommer die Schulbank drücken muss

Eigentlich ist sie ein Relikt aus der Pandemie-Zeit. Dennoch erfreut sich die Sommerschule, die jeweils in den letzten zwei Ferienwochen angeboten wird, nach wie vor einer gewissen Beliebtheit: 39.500 Kinder und Jugendliche haben sich heuer für dieses zusätzliche Lernangebot angemeldet. Ein neuer Rekord. Je nach Schulstufe und Standort gibt es gezielte Förderungen, wobei in der Regel Deutsch oder auch Mathematik im Vordergrund steht.
Aktuell gibt es den Sommerunterricht an 787 Standorten, wobei 4.800 freiwillige Lehrerinnen und Lehrer im Einsatz sind, viele davon sind Lehramtsstudenten.
Trotz Rekord-Anmeldungen sehen die Neos noch Luft nach oben. Denn von den rund 48.000 außerordentlichen Schülern, die derzeit mangels ausreicheichender Deutschkenntnisse in Förderklassen oder -kursen sitzen, würden nur 7.762 auch die Sommerschulen besuchen, rechnet man im Büro von Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) vor. Deshalb soll schon 2026 die Sommerschule für diese Gruppe verpflichtend werden. Das kündigte wie berichtet Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger im ORF-„Sommergespräch“ an. Damit wird ein Vorhaben aus dem Regierungsprogramm umgesetzt.
Entsprechend dem Zielpublikum werde sich auch der inhaltliche Schwerpunkt in Richtung Deutsch verlagern, sagt ein Wiederkehr-Sprecher zum KURIER. Wie viel die verpflichtende Sommerschule kosten werde, sei noch nicht klar. Aktuell würden die Ausgaben jedenfalls bei 9,8 Mio. Euro liegen.
Wird die Pflicht-Sommerschule geschwänzt, gilt dies als Schulpflicht-Verletzung wie jede andere auch. Das heißt, es sind Sanktionen bis hin zu Verwaltungsstrafen vorgesehen. Die bisherige Sommerschule auf freiwilliger Basis bleibt zusätzlich bestehen.
Genug Personal
Dass die Rekrutierung von genügend Personal schwierig werden könnte, glaubt man im Ministerium nicht. Das Angebot sei überaus beliebt, vor allem unter den Studenten, die sich das Unterrichten in der Sommerschule für ihre Praktika anrechnen lassen können.
Skeptisch auf das Vorhaben der Regierung reagiert der Wiener Lehrergewerkschafter Thomas Krebs (FCG). Seiner Ansicht nach seien die bisherigen Erfahrungen zumindest in Wien nicht allzu berauschend. Der administrative Aufwand für die Bildungsdirektion sei enorm, gleichzeitig gebe es für die Sommerschulen weder klare inhaltliche Vorgaben noch eine Evaluierung, was das Angebot den teilnehmenden Schülern gebracht hat. „In den zwei Wochen werden die Kinder jedenfalls nicht Deutsch lernen können“, sagt Krebs zum KURIER. Statt die Kinder in der stickigen Schule sitzen zu lassen, sollte man den Spracherwerb besser über Freizeit-, Kultur- und Sportangebote fördern, so der Gewerkschafter.
Mosaikstein
Dass viele der Schüler im nächsten Jahr wieder die Sommerschule besuchen, zeige, dass das Angebot gut ankommt, kontert man im Ministerium. Die verpflichtende Teilnahme sei ein weiterer Mosaikstein in der Deutschförderung, „aber ein wichtiger“.
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