Sobotka: "Wir werden nicht aussterben"

Treffen von Friday-for-Future-Aktivisten mit Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka.
Nationalratspräsident Sobotka trifft Fridays-For-Future Aktivisten zum Gespräch und redet – natürlich – über die Klimakrise.

Es sind zwei Welten, die da aufeinanderprallen.

Hier die jungen Klimaretter von Fridays for Future, dort Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka.
Die jungen Leute brennen auf rasche Lösungen, sie gehen seit 35 Wochen auf die Straße. Sie wollen, dass die Politik endlich handelt, sie fürchten um ihre Zukunft.

Auf der anderen Seite des Tisches sitzt mit Sobotka ein Vertreter der älteren Generation, der die Klimakrise zwar als Faktum anerkennt, ihre Gefahren aber relativiert. „Panikmache hilft nicht. Wir werden nicht aussterben.“, sagt der ÖVP-Politiker zu den Aktivisten.

Nach dem Fototermin im Wiener Burggarten, begibt man sich zum Gespräch ins Innere des ebenso grünen Palmenhauses.

Sobotka: "Wir werden nicht aussterben"

Hier fünf junge Aktivisten, aufmunitioniert mit Forderungen, Grafiken und einem Flyer zum dritten weltweiten Klimastreik am 27. September. Dort der Herr Nationalratspräsident. Er weiß, wie langsam die Mühlen der Politik mitunter mahlen können.

Die selbst ernannten jungen Gutmenschen verlieren deshalb keine Zeit. Schon am Weg zum Tisch reden Sie auf den Nationalratspräsidenten ein. „Wir haben wirklich Angst um unsere Zukunft. Die Politik muss jetzt sofort handeln“ sagt Adrian Hiss, der mit seinen 25 Jahren der älteste der fünf ist. Sie wedeln mit Grafiken, sind gut vorbereitet und wissen, sie haben nur 50 Minuten, bevor Sobotka zum nächsten Termin muss. Schließlich ist Wahlkampf.

Was wollen die Aktivisten jetzt konkret?

Sie wollen, die Erklärung des Klimanotstands durch den Nationalrat und dass sich Österreich zu dem Pariser Klimaabkommen bekennt. Dieses sieht eine maximale Erderwärmung von 1,5 Grad vor. „Wien würde sich bei 1,4 Grad schon um 7, 6 Grad erwärmen. Herr Präsident, sehen Sie sich die Studien an. Sie können die Kopie behalten. 1,5 Grad ist wesentlicher vernünftiger.“ Um die Politiker davon zu überzeugen, soll ein Klimaforscher von Fridays for Future einen Vortrag vor allen Parlamentariern halten darf.

"Das wird nix"

 „Schaut’s“ sagt der Nationalratspräsident. „Ihr wollt‘s für diese Veranstaltung alle Parlamentarier aber das wird nix. Selbst, wenn ich als Präsident einlade - jetzt ist a mal Wahlkampf und alle Abgeordneten sind in den Wahlkreisen unterwegs.“

Ob sich der Herr Präsident eine Unterstützung des Antrags zur Erklärung des Klimanotstands vorstellen könnte? Sobotkas Reaktion: Er halte nicht viel von einem Klimanotstand. Es sei keine konsequente klimapolitische Maßnahme. Außerdem: „Ich halte auch nichts von dieser Überdramatisierung. Ich will das Messbare. Maßnahmen die wirkungsvoll sind.

Fast so etwas wie ein Streitgespräch entsteht. Sobotka relativiert wieder. Er werde ihre Anliegen unterstützen, denn er hätte ja nichts gegen die FridaysforFuture-Bewegungen. Das Engagement ist wichtig für die Aufmerksamkeit.  Aber es gehe ums „Mindset“ der Menschen, ihr Bewusstsein. Die Verantwortung liegt nicht nur bei der Politik. Vor allem Bevölkerung selbst müsste sich umwelt- und klimabewusster verhalten. 

Nach den rund 50 Minuten Gas geben und bremsen ist das Gespräch auch schon wieder vorbei. Man einigt sich dann doch, dass der Herr Präsident die jungen Klimaaktivisten unterstützen möchte. FridaysforFuture soll Vorschläge an seine Leut‘ schicken. Dann könne man sich was überlegen.

Resümierend fällen die Aktivisten nach dem eiligen Abgang Sobotkas das Urteil, dass er sich der Dringlichkeit wohl bewusst sei – „aber Sobotka einfach nicht in den gleichen Dimensionen denken will“, sagen die 18-jährige Lena und ihre 17-jährige Mitstreiterin. Adrian ergänzt: „Sobotka will unseren Forderungen gerecht werden. Wenn er das nicht tut, würde er ernsthaft an Glaubwürdigkeit verlieren.“

Diana Dauer

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