Allen Gesprächspartnern, vom Bürgermeister in Lemberg über Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk bis hin zu Wolodymyr Selenskij, sei klar, dass der Krieg noch sehr lange dauern wird. Deswegen würden sie nicht aufhören, um Unterstützung zu werben. Aber alle hätten ihm vermittelt, dass sie am Ende an einen Sieg glauben. Sobotka: "Das glaube ich auch. Am Ende setzt sich immer die Freiheit durch."
Was auch klar kommuniziert wurde: Der Weg nach Europa werde konsequent fortgesetzt. Innerhalb kürzester Zeit wären sieben Anträge verabschiedet worden, mit denen Bedingungen der EU erfüllt werden sollen. Sobotka: "Das ist ein beachtliches Tempo." Darunter auch die Vorgabe nach mehr Transparenz. "Da kommt noch einiges auf sie zu", sagt Sobotka. Aber: "Dieser Weg ist in der Ukraine mittlerweile unaufhaltsam."
"Er hat mich beeindruckt"
Im Parlament hatte Sobotka den Abgeordneten versichert, dass die Solidarität Österreichs mit der Ukraine ungebrochen sei. Und dass die Unterstützung weiter gehe: "Es soll keiner sagen, dass wir nichts tun." Das wurde auch im Gespräch mit Wolodymyr Selenskij deponiert.
Von dem zeigte sich der Nationalratspräsident besonders beeindruckt. "Er ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Den Mut und die Konsequenz, die er hat, nicht müde zu werden und immer voranzugehen." Überhaupt habe er in Kiew auch nach mehr als eineinhalb Jahren Krieg keine Anzeigen von Müdigkeit entdeckt.
Selenskij sei auch die neutrale Position von Österreich ganz klar, so Sobotka. Genauso wie alle anderen führenden Kräfte, die die Parlamentsdelegation aus Österreich getroffen hatte. Sobotka: "Ich bin auch nie auf unsere Gasimporte aus Russland angesprochen worden." Dort sei die Botschaft von Kanzler Karl Nehammer, dass Österreichs Unterstützung für die Ukraine nicht verhandelbar sei, sehr positiv aufgenommen worden.
➤ Mehr lesen: Ukrainischer Parlamentspräsident in Wien: "Neutralität bietet keinen Schutz"
Beim Kontakt mit der Bevölkerung habe man aber schon bemerkt, dass dort die Neutralität Österreichs schon etwas skeptisch gesehen wird und dass man gerne auch eine Waffenhilfe sehen würde.
Ärger über die FPÖ
Die Neutralität wurde auch von der FPÖ ins Rennen geworfen, die den Besuch der Parlamentsdelegation - die Blauen waren als einzige Partei nicht dabei - deswegen auch kritisch gesehen haben. Sobotka: "Von denen will ich mich nicht in die Kritik nehmen lassen. Das Verhalten der FPÖ ist indiskutabel." Das seien "Opportunisten der übelsten Art".
Mit dabei in Kiew waren Wolfgang Gerstl (ÖVP), Christian Oxonitsch (SPÖ), Georg Bürstmayer (Grüne) und Helmut Brandstätter (Neos). Sie besuchten auch den Ort Butscha am Rande von Kiew, wo nach Beginn des Krieges das erste Massengrab entdeckt worden waren. Sobotka: "Man muss den Menschen in Österreich immer wieder erklären, was da los ist."
Beeindruckt war Sobotka auch davon, dass zu der Sondersitzung, in der er seine Rede gehalten hat, so viele Abgeordnete aus dem ganzen Land gekommen waren. Im Verhältnis seien das deutlich mehr gewesen als beim Video-Auftritt von Wolodymyr Selenskij im Parlament in Wien. Da hatten ja die Freiheitlichen demonstrativ den Plenarsaal verlassen und von der SPÖ war die Hälfte der Abgeordneten gleich gar nicht erschienen.
➤ Alle aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg lesen Sie hier
Kommentare