"Wahlärzte abschaffen"
Andreas Huss, Vize-Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) hat folgende Lösung: Wahlärzte abschaffen. Nach deutschem Vorbild soll es nur noch Kassen- oder Privatärzte geben – für Besuche beim Privatarzt werden dann keine Kosten rückerstattet. „Für die Kassen wird es zwar teurer, wenn sie den jetzigen Wahlärzten nicht mehr 80, sondern 100 Prozent rückerstatten müssen“, sagt Huss zum KURIER. Gleichzeitig würden aber auch Kosten gespart: Der Abrechnungsaufwand sei bei Wahlärzten teurer, in diesem Verwaltungsbereich könnten die Kassen 50 Prozent des Personals einsparen.
Von den 10.000 Wahlärzten in Österreich arbeitet die Hälfte Vollzeit in Spitälern, betreibt nebenbei Privatpraxen. 5.000 sind nur Wahlärzte, von denen viele nur wenige Wochenstunden arbeiten. „Wenn wir 1.000 zusätzliche Kassenstellen, gerne auch Teilzeit, hätten, bräuchten wir keine Wahlärzte mehr, die ohnehin nur 5,5 % der Kassenleistungen erbringen“, sagt Huss.
Ist sein Vorschlag politisch mehrheitsfähig? Die Ärztekammer lehnt ihn kategorisch ab. Auch keine Parlamentspartei, nicht einmal die SPÖ, unterstützt den roten Gewerkschafter Huss vollinhaltlich.
Huss liefere eine viel zu einfache Antwort auf eine komplexe Frage, kritisiert Ralph Schallmeiner, Grünen-Gesundheitssprecher. Er fordert leistungsbezogene Verträge für Kassenärzte, mit Sockelbeträgen. Dann müssten Kassenärzte nicht mehr zu viele Patienten abarbeiten, um ihr Einkommen zu steigern, so Schallmeiner.
ÖVP, SPÖ und FPÖ fordern eine Attraktivierung von Kassenarztstellen – mit unterschiedlichen Modellen. Die Grünen und die ÖVP sind für einen Ausbau von Primärversorgungszentren.
Anderer Vorschlag: Neos-Gesundheitssprecher Gerald Loacker fordert eine Versicherungspflicht nach Schweizer Vorbild. Heißt: Es gibt nur noch private Krankenkassen. Diese müssen einen Mindestversicherungsschutz garantieren, etwa für Basisleistungen wie Krankenhausaufenthalte. „Der Patient kann dann aus verschiedenen Modellen wählen, welche Leistungen er garantiert haben möchte, die darüber hinausgehen“, sagt Loacker. Dann würden alle Ärzte in einem System arbeiten.
Kommentare