Diese erhöhte wissenschaftsskeptische Haltung in Österreich will Bildungsminister Martin Polaschek ergründen und eventuell gegensteuern. Polaschek: „Es besorgt mich, dass in einem Land wie Österreich - ein europäisches Land mit einem ausgezeichneten Bildungssystem - laut Eurobarometerstudie eine überdurchschnittliche hohe Wissenschaftsskepsis herrscht. Dieser treten wir entschieden und mit gezielten Maßnahmen entlang der gesamten Bildungskette entgegen. Das ist essenziell, denn wer die Wissenschaft angreift, greift auch unsere Demokratie an“.
Das renommierte Forschungsinstitut IHS wurde im Herbst 2022 beauftragt, eine „Ursachenstudie zu Ambivalenzen und Skepsis in Österreich in Bezug auf Wissenschaft und Demokratie“ zu erstellen.
Am Montag wurde diese im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert. Und wie das bei der Wissenschaft so ist, sind die Antworten deutlich komplexer, als vielleicht erhofft.
„Es gibt nicht die eine Gruppe, die der Wissenschaft und der Demokratie grundsätzlich skeptisch gegenübersteht. Skepsis gibt es vielmehr in allen Bevölkerungsgruppen, unabhängig von alter, Bildungsstand, Einkommen und so weiter“, erklärt dazu IHS-Studienleiter Johannes Starkbaum.
Hinweise gebe es aber sehr wohl: „Mit geringem Vertrauen und Skepsis am stärksten verbunden sind die Attribute jüngeres Alter, niedrigeres Bildungsniveau, Unzufriedenheit mit der Demokratie und Orientierung am politisch rechten Spektrum.“
Und, so Studienautor Starkbaum: „Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass ein Großteil der österreichischen Bevölkerung der Wissenschaft und Demokratie gegenüber positiv eingestellt sind. Allerdings zeigen Teile der Bevölkerung diesen beiden Bereichen gegenüber auch Desinteresse, Kritik und Skepsis.“
„Is ma wurscht“
Im Eurobarometer 2021 gaben 53% der befragten ÖsterreicherInnen an, dass Kenntnisse zu Wissenschaft und Forschung für ihr tägliches Leben nicht von Bedeutung sind. Im EU-27-Schnitt stimmten 33% dieser Aussage zu. Den Wissenschaftlern ist aber wichtig zu betonen, dass damit nicht unbedingt eine skeptische bis ablehnende Haltung gemeint ist.
Auch bei der Frage, ob das Interesse junger Menschen an Wissenschaft für unseren künftigen Wohlstand von zentraler Bedeutung ist, liegt Österreich mit einer Zustimmung von 71% der Befragten deutlich unter dem EU27-Schnitt von 85%.
Die Forscher entwickelten acht Handlungsfelder, bei allen fällt auf, dass es um wie auch immer geartete Maßnahmen zu mehr und verbesserter und zielgruppenspezifischer Kommunikation geht, als auch einer besseren Einbindung der Bevölkerung in wissenschaftliche Fragen.
Minister Polaschek will nun das Studienergebnis evaluieren, um mögliche neue Maßnahmen starten zu können.
Die Studie (400 Seiten) finden Sie hier.
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