Schulstart: Welche Fragen sich Eltern zu Recht stellen

Eine Tafel zu Schulbeginn im Klassenzimmer mit einer Willkommensnachricht
Wie schlimm ist es um den Lehrermangel bestellt, welche Rolle spielen Quereinstieger? Was Kinder am Montag in der Schule erwartet.

Am Montag startet im Osten Österreichs die Schule und viele Eltern stellen sich dabei vor allem zwei Fragen: Wer wird mein Kind angesichts des Lehrkräftemangels unterrichten? Und mit wem sitzt es in einer Klasse? Fragen, die Eltern zu Recht stellen. Denn eine kompetente Lehrperson und ein gutes Klassenklima sind entscheidend für den Lernerfolg – weit über den ersten Schultag hinaus.

In einem Punkt gibt Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) Entwarnung: Die Situation bei den Lehrern beginnt sich zu entspannen. Von rund 120.000 Lehrerposten waren am Freitag noch 265 unbesetzt. Vergangenes Jahr waren zu dem Zeitpunkt noch 403 Stellen offen.

An Schärfe verloren

Allerdings, so gibt Österreichs oberster Pflichtschulgewerkschafter Paul Kimberger zu bedenken: „Ob und wie viele Pädagoginnen und Pädagogen fehlen, weiß man erst am zweiten Schultag. Gefühlsmäßig scheint der Personalmangel aber an Schärfe zu verlieren.“ Abhängig vom Ort, vom Schultyp oder dem Fach bleibt der Mangel aber akut. Am meisten fehlen Sonderpädagogen.

Traditionell haben zwei Bundesländer am meisten mit dem Lehrermangel zu kämpfen: Wien, wo aufgrund des Zuwachses auch jährlich mehr Personal benötigt wird, und Vorarlberg, wo Schweiz und Bayern attraktivere Jobs anbieten.

Wiederkehr setzt auch heuer auf Quereinsteiger. Kimberger ist da zwiegespalten: „Manche sind hervorragend, manche hingegen nicht geeignet und werden für die Schulen eher zur Belastung.“

Die meisten bleiben

Schaut man auf die Zahlen, so scheinen zumindest die, die von außen in die Schule gekommen sind, mit ihrem neuen Job zufrieden. Nur vier bis fünf Prozent der Quereinsteiger verlassen laut Bildungsministerium nach kurzer Zeit das Klassenzimmer wieder.

Dass unter den Neulingen auch Kindergartenpädagoginnen sind, die man in die Volksschulen holt, sieht wohl nicht nur die Gewerkschaft kritisch: „Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht kannibalisieren“, warnt Kimberger. Kindergarten-Träger sehen das wohl ebenso.

Der Wiener Pflichtschulgewerkschafter Thomas Krebs weist darauf hin, dass reichlich Bewerbungen noch lange nicht heiße, dass man ausreichend Personal hat: „Sie können eine Lehramtsstudentin nicht als Klassenvorstand in einer Volksschule einsetzen.“

Genauso wichtig wie die Frage nach den Pädagogen ist die nach der Klasse. Die Wiener Grünen haben vorgeschlagen, dass man die freie Schulwahl der Eltern etwas einschränken solle, um eine bessere Durchmischung zu erreichen.

Ob das die Lösung ist? Thomas Krebs hat als Gewerkschafter hier „keine Antwort“, fordert aber von der Politik Lösungen für die derzeitigen Herausforderungen in der Schule. Denn: „Aufgrund der mannigfaltigen Aufgaben, die den Schulen umgehängt werden, ist das Unterrichten kaum noch möglich.“

Psychische Probleme

Dabei erschweren nicht nur die enormen Sprachdefizite mancher Kinder die Arbeit. Immer mehr Kinder und Jugendliche hätten psychische Probleme, was sich natürlich auf den Schulalltag auswirkt. „Die Politik muss Rahmenbedingungen setzen, die das Unterrichten ermöglichen“, fordert er.

Immerhin wurde in einigen Bezirken Wiens ein Anfang gemacht: 17 multiprofessionelle Teams werden permanent 52 Pflichtschulstandorte betreuen.

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