Lehrermangel in Wien? Wie ernst die Lage vor dem Schulstart wirklich ist

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700 Bewerbungen sind für die 240 offenen Stellen eingelangt. Was sich sonst heuer an den Schulen ändert.

Für 253.000 Schülerinnen und Schüler in Wien heißt es ab Montag wieder Schulbank drücken.

Entgegen einer Schätzung der Statistik Austria (der KURIER berichtete), kann in der Bundeshauptstadt keineswegs davon gesprochen werden, dass die Anzahl der Schüler dieses Jahr zurückgeht: „Im Pflichtschulbereich gibt es einen Zuwachs von 1,8 Prozent“, sagt Bildungsstadträtin Bettina Emmerling (Neos) am Donnerstag.

Optimistisch, aber Lehrermangel nicht vorbei

Doch Anfang August war nicht gewiss, ob alle der 20.000 Taferlklassler eine klassenführende Lehrkraft haben werden. Im Juli konnten laut Emmerling zwar schon 1.250 Lehrer eingestellt werden, 240 Stellen, inklusive 22 klassenführende Posten, waren zu Monatsanfang aber weiter unbesetzt. Diesbezüglich gibt die Bildungsressortchefin nun Entwarnung: Für jene offenen Stellen hätten sich 700 Personen beworben. „Das ist ein Zeichen, dass der Beruf wieder etwas an Attraktivität gewinnt.“ Vorbei sei der Lehrermangel dennoch nicht.

„Wir arbeiten mit Hochdruck daran, alle Stellen zeitnah zu besetzen“, ergänzte Bildungsdirektorin Elisabeth Fuchs. Derzeit laufe der Aufnahmeprozess, weshalb sie Übergangslösungen für einzelne Klassen zu Schulbeginn nicht ausschließe.

Mehr Mental Health

Erstmals erhalten Volksschulen Verstärkung von der NGO „Teach for Austria“, die es Quereinsteigern ermöglicht, an Bildungsstandorten zu arbeiten. 18 Fellows werden im neuen Schuljahr dort zum Einsatz kommen, so Emmerling.

Ausgeweitet werden soll zudem das psychosoziale Unterstützungsangebot an Schulen: Es sei nicht von der Hand zu weisen, dass Kinder und Jugendliche vermehrt psychischen Belastungen ausgesetzt sind, so Fuchs. Deshalb soll es im kommenden Schuljahr zusätzlich zu dem bestehenden Angebot rund 600 Workshops im Zuge der sogenannten „Mental Health Days“ geben. Dort werden unter anderem Mobbing, Ängste oder Leistungsdruck thematisiert. Multiprofessionelle Teams werden zudem in Schulen in Floridsdorf, Favoriten und Margareten tätig sein. Sie setzen sich aus Psychologen, Sozialpädagogen, Sozialarbeitern und Ergotherapeuten zusammen.

Mehr Sprachförderkräfte 

Ausgebaut wird auch die Deutschförderung. Lob gab es diesbezüglich für Emmerlings Vorgänger Christoph Wiederkehr (Neos), der als Bildungsminister Mittel bedarfsorientiert dafür zur Verfügung stelle. So werden die Planstellen auf 521 Vollzeitäquivalente verdoppelt.

Davon profitieren würden nicht nur außerordentliche Schüler, also jene, die nicht über ausreichend Deutschkenntnisse verfügen, um dem Unterricht zu folgen. Zwei Jahre lang können Kinder diesen Status haben. Durch die Aufstockung der Mittel könne man auch jene Schüler unterstützen, die den Status verlassen haben: „Ein Spracherwerb dauert wesentlich länger“, hieß es weiter.

Auch in puncto Sicherheit wird es Neuerungen geben: Als Reaktion auf den Amoklauf in Graz wurde ein Leitfaden für Pädagogen mit Handlungsempfehlungen für diverse Krisenfälle entwickelt.

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