Unterschätzte Gefahr: Wie Kinder sicher zur Schule kommen

Polizistin regelt Verkehr vor Schule
Fast ein Drittel der Eltern sieht große Schwierigkeiten am Schulweg. Es werden mehr Schülerlotsen und Tempo-30-Zonen gefordert.

Zusammenfassung

  • 2024 verunglückten in Österreich 451 Kinder auf dem Schulweg, Eltern sehen vor allem Verkehrsaufkommen, unübersichtliche Kreuzungen und fehlende Zebrastreifen als Gefahren.
  • Eltern fordern mehr sichere Übergänge, Tempo-30-Zonen und Schülerlotsen, begleiten ihre Kinder oft, aber jedes dritte Kind wird auch mit dem Auto gebracht.
  • 93 Prozent der Kinder kennen laut Eltern die wichtigsten Verkehrsregeln, Handynutzung am Schulweg wird als Ablenkung jedoch möglicherweise unterschätzt.

Je nach Bundesland geht es demnächst oder in spätestens in eineinhalb Wochen wieder los mit der Schule. Der Weg dorthin zu Fuß ist Ausgleich und Gefahrenquelle gleichzeitig: 2024 verunglückten in Österreich 451 Kinder an Schulwegen.

Eine von Ipsos im Auftrag von ÖAMTC und Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) im Frühjahr 2025 durchgeführte repräsentative Online-Befragung unter 600 Eltern von Volksschulkindern informiert zum Mobilitätsverhalten der 6- bis 10-Jährigen.

"Fast ein Drittel der Eltern sieht große Schwierigkeiten am Schulweg – 31 Prozent durch hohes Verkehrsaufkommen, 18 Prozent durch unübersichtliche Kreuzungen, 17 Prozent durch fehlende Zebrastreifen und 16 Prozent durch Ablenkung", so ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger.

Mehr Tempo-30-Zonen

Die Befragung enthält auch klare Forderungen der Eltern zur Schulweg-Sicherheit: 38 Prozent hätten gern mehr sichere Übergänge, 33 Prozent mehr Tempo-30-Zonen in Schul- und Wohngebieten und 30 Prozent einen vermehrten Einsatz von Schülerlotsen. Aber auch die Eltern selbst können ganz konkret einiges tun. "Eltern sollten ihre Kinder so lange wie nötig auf dem Schulweg begleiten und ihnen in aller Ruhe erklären, worauf sie achten müssen", sagt Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheit im KFV.

Das Handy als Ablenkungsursache wird aber möglicherweise unterschätzt. "Laut Befragung haben fast 45 Prozent der Volksschulkinder am Schulweg ein Handy dabei, von den Älteren sogar noch mehr. Aber nur 13 Prozent der Eltern geben an, dass ihr Kind dadurch 'häufig' abgelenkt wird, weitere 27 Prozent vermuten 'manchmal' eine Ablenkung. Dies kann eventuell auf eine geringe Problemwahrnehmung seitens der Eltern in diesem Punkt hindeuten", sagt Verkehrspsychologin Seidenberger.

Erwachsene müssen Vorbild sein

Dabei sei die Gefahr, die durch das Benutzen von Handys im Straßenverkehr ausgehe, eine sehr große. Unaufmerksamkeit ist die Unfallursache Nummer 1. "Eltern sehen das Handy vielleicht als Absicherung oder Babysitter. Wenn es Kinder auf der Straße in der Hand haben, sind sie komplett im Tunnel", so die Expertin. Was hilft? Vorbild sein. "So viele Erwachsene nutzen ihr Smartphone auch im Verkehr, Kinder sehen das." Dieses Problem habe sich in den vergangenen Jahren sehr verschärft.

Elterntaxi für jedes 3. Kind

Für den Schulweg brauchen die meisten Volksschulkinder 15 Minuten oder weniger. Mehr als die Hälfte der Kids geht zu Fuß – häufig begleitet von Erwachsenen oder anderen Volksschulkindern. Nur ein Viertel absolviert den Schulweg allein. Aber auch das "Elterntaxi" bleibt relevant. "Jedes dritte Kind wird, vor allem bei Schlechtwetter, mit dem Auto zur Schule gebracht. Als weitere Gründe geben 28 Prozent der Befragten an, dass die Schule am Arbeitsweg liegt, je 25 Prozent nennen eine Zeitersparnis für das Kind sowie eine höhere gefühlte Sicherheit", weiß die ÖAMTC-Verkehrspsychologin.

Holding hands, mom and child walking in park with safety, bonding and school backpack by trees together. Closeup, woman and son on outdoor path for morning commute with love, trust and support

Gemeinsam unterwegs

Scooter, Skateboard u. ä. verwenden laut Eltern-Befragung 17 Prozent, das Fahrrad 13 Prozent der Volksschulkinder. "Hier sehen wir steigende Nutzungs- und Unfallzahlen – da gilt es für die Zukunft Sicherheitskonzepte zu erarbeiten", macht Seidenberger aufmerksam.

Nach Einschätzung der Eltern sind ihre Kinder beim Wissen und Befolgen von Verkehrsregeln top. "Laut Befragung kennen 93 Prozent der Kinder die wichtigsten Regeln bereits vor dem Schuleintritt, so z. B. den 'Pendelblick' – also links-rechts-links schauen – sowie die richtige Ampel- und Zebrastreifennutzung. Und wenn Kinder allein unterwegs sind, halten sie sich laut ihren Eltern an die Regeln – 63 Prozent immer, 27 Prozent meistens", sagt Seidenberger.

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