Die versteckte Gefahr: Wie Ablenkung durch Smartphones Leben zerstört

Handy am Steuer
120.330 Nachrichten werden in Österreich stündlich aus fahrenden Autos geschrieben, die Zahl der Unfälle aufgrund von Ablenkungen nimmt zu.

Nur ganz kurz zeigt sie ihrem Lebensgefährten etwas auf dem Handy. Ein Moment, der alles verändert: Wenige Sekunden später kracht das Auto in die Mauer, die Lenkerin kommt glimpflich davon, nicht so der 31-Jährige Beifahrer:

Fünf Wochen im Spital, mehrere Operationen, drei Rehas und ein Versehrten-Status von 100 Prozent sind die Folgen des Unfalls. Der AUVA als Versicherungsanstalt kostet die Akutversorgung 100.000 Euro, für die Lebensdauer des Mannes werden 3,5 Mio. Euro an Versorgungskosten veranschlagt.

Grundsätzlich werden Verkehrsunfälle österreichweit weniger, was jedoch jährlich mehr wird, sind jene Vorfälle, die auf Ablenkung zurückzuführen sind. Haupt-Übeltäter ist das Smartphone. Täglich gibt es landesweit mehr als 30 Verletzte im Straßenverkehr aufgrund von Ablenkungen. Tendenz steigend.

"Die Kopflosen" nennt das Kuratorium für Verkehrssicherheit gemeinsam mit der AUVA jene Menschen, die sich im Straßenverkehr durch Handys ablenken lassen. Eine neue, gleichnamige Kampagne will nun auf die Gefahren aufmerksam machen.

3.369 Kilometer im Blindflug

Durchschnittlich 120.330 Nachrichten werden in Österreich pro Stunde aus fahrenden Autos geschrieben. Geht von zwei Sekunden und einer Geschwindigkeit von 50 km/h aus, werden also pro Stunde 3.369 im Kilometer im Blindflug zurückgelegt.

Der Kopflose

"Der Kopflose" soll Aufmerksamkeit für das Thema generieren

"Die Menschen glauben, sie haben das im Griff. Aber das haben sie nicht. Wir sind nicht multitasking. Wenn wir auf dem Handy herumtippen, können wir uns nicht gleichzeitig auf den Verkehr konzentrieren", sagt Leonhard Zauner, Vorsitzender der AUVA in OÖ.

Und Verkehrsexperte Christian Kräutler vom Kuratorium für Verkehrssicherheit bekräftigt: "Das sind keine Einzelfälle. Rund 90 Menschen verunglücken jährlich tödlich an den Folgen von Unfällen, die durch Ablenkung verursacht werden."

Rote Ampel übersehen

Wie jener 13-jährige Schüler in Oberösterreich: Kopfhörer in den Ohren, vermutlich das Smartphone in der Hand. Er übersieht die rote Ampel, geht auf die Straße, wird überfahren und stirbt. "Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit kann wirklich das Leben verändern. 100 Mal geht alles gut und beim 101. Mal passiert etwas Schreckliches", sagt Maria Lesterl, Direktorin der AUVA-Landesdienststelle in Linz.

Das letzte Beispiel zeigt: Nicht nur Autofahrerinnen und -fahrer, auch Menschen auf Rädern oder zu Fuß schenken dem Verkehr zu wenig Aufmerksamkeit. Rund 40 Prozent aller Radunfälle entstehen durch Ablenkung.

"Abgesehen von den gesundheitlichen Folgen muss ein Bewusstsein dafür entstehen, dass es bei einem Mitverschulden an einem Unfall auch rechtliche Konsequenzen geben kann. Da können Folgekosten entstehen, die bei grober Fahrlässigkeit nicht oder nicht in vollem Ausmaß von der Versicherung gedeckt werden", macht Leonhard Zauner aufmerksam. Ablenkung kann also nicht nur menschlich fatal enden, sondern auch sehr teuer werden.

Der Großteil der ablenkungsbedingten Unfälle werden von 20- bis 30-Jährigen verursacht, die Kampagne "Die Kopflosen" zielt also ganz bewusst auf diese Altersgruppe ab, mit Videospots in Kinos, in diversen sozialen Medien und bei Straßenaktionen.

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