Schulden: Geldquelle Frauenpensionsalter

Rudolf Hundstorfer (SP), 3 von 5 Der Ex-ÖGB-Boss ist kein Polterer; er agiert ruhig und sachlich, ist einer der Polit-Routiniers in der Regierung. Seine langjährige Arbeit als Sozialpartner kommt dem Sozialminister zugute – er ist konsensorientiert, kann deshalb gut mit seinem Koalitionsgegenüber Reinhold Mitterlehner. Hemmend wirkt seine Vergangenheit bei der Gewerkschaft: Dort war er gewohnt, gegen Pensionsreformen zu kämpfen. Jetzt muss er selbst welche machen.
Vor dem Hintergrund der Schuldenbremse will der Sozialminister "offen" über eine raschere Erhöhung des Frauenpensionsalters diskutieren.

Die Schuldenbremse, über die die Regierungsparteien schon heute mit der Oppositionen zu verhandeln beginnen, beschleunigt die Debatte über das Frauenpensionsalter.
Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) erklärte am Donnerstag im Parlament, er sei für eine "offene Diskussion" darüber, ob das Frauenpensionsalter früher als geplant angehoben werden soll. Seine Argumente: Die Beschäftigungsquote der Frauen sei heute höher als 1992. Damals wurde das niedrigere Frauenpensionalter verfassungsrechtlich bis 2024 fixiert. Zudem seien mehr ältere Frauen im Arbeitsprozess und schließlich sei auch die Lebenserwartung gestiegen.

Laut Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) spricht eine weitere Entwicklung dafür, das Frauenpensionsalter früher als 2024 in Etappen bis 2033 an jenes der Männer anzugleichen.

Verdoppelt

Seit 2000 habe sich die Erwerbsquote der 55 bis 60-jährigen Frauen von etwas mehr als 23 auf 46 Prozent verdoppelt. Im Vergleich zur Beschäftigtenquote, die die tatsächlich Erwerbstätigen ausweist, inkludiert die Erwerbsquote auch Frauen, die Arbeit suchen. Das bedeutet, dass mehr Frauen als früher länger arbeiten wollen oder müssen, weil ihnen wichtige Beitragsjahre für die Pension fehlen. Eine kurzfristige Erhöhung wäre laut Wifo-Expertin Christine Mayrhuber aber kontraproduktiv, weil es die Arbeitslosenquote älterer Frauen erhöhen würde.

Will Hundstorfer das Thema ernsthaft diskutieren, so wird er in den eigenen Reihen überzeugen müssen. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek ist strikt dagegen. Sie wiederholt ohne Unterlass: "Das gesetzliche Pensionsantrittsalter anzuheben heißt nicht, Frauen länger im Arbeitsprozess zu halten. Viele Unternehmen entledigen sich älterer Arbeitnehmerinnen, weil sie ,zu teuer' sind. Das ist Realität in der heutigen Wirtschaft."
In der ÖVP findet der Sozialminister mehr Gehör. Frauenchefin Dorothea Schittenhelm und Seniorensprecherin Gertrude Aubauer zeigten sich erfreut über die Aussagen des Sozialministers. Bedingungslos ist aber auch die ÖVP nicht dafür. Erst müssten pro Kind vier Jahre als Beitragszeit für die Pension angerechnet werden und in den Kollektivverträgen Kinderkarenz bei Gehalt und Vorrückungen angerechnet werden.

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