Schützenhöfer: "Das hätte ich Voves nie angetan"

Hermann Schützenhöfer ist die neue Nummer eins in der Steiermark.
Der neue Landeshauptmann der Steiermark über sein Polit-Leben nach dem Abgang von Franz Voves.

Er hatte das Image des ewigen Zweiten. Vor einem Monat gelang Hermann Schützenhöfer (ÖVP) der späte Karrieresprung. Wie er zum neuen steirischen Landeshauptmann wurde, ist bis heute ein gut gehütetes Geheimnis. Nun regiert er ohne seinen politischen "Zwillingsbruder" Franz Voves (SPÖ). Im Interview erzählt Schützenhöfer, ob er sich schon mit der Macht angefreundet hat.

KURIER: Herr Schützenhöfer, Ihnen ist Ihr politischer Freund Franz Voves abhanden gekommen. Fehlt er Ihnen?

Hermann Schützenhöfer: Es ist ja selten, dass der ewige Zweite Erster wird. Ich war immer der Zuarbeiter, der links oder rechts neben dem Landeshauptmann gesessen ist. So war es bei Franz Voves auch. Jetzt ist es anders. In der Landeshauptmannkonferenz sitzen nur die Landeschefs. Das ist für jemanden wie mich, der ein Grübler ist, nochmals mehr Verantwortung, weil ich tausend Mal hin und her überlege. Für jede Entscheidung brauche ich eine Anlaufzeit. Trotzdem bin ich gerne Landeshauptmann.

Gerade weil Sie immer Zuarbeiter waren, fragt man sich: Wie passierte es, dass Schützenhöfer plötzlich Landeshauptmann ist. Sind Sie der Wolfgang Schüssel der Steiermark, der durch einen Verhandlungstrick an die Spitze kam?

Nein, dagegen verwehre ich mich. Das hätte ich Franz Voves nie angetan. Da war kein Trick oder eine Drohung von Schwarz-Blau oder von Rot-Blau im Spiel. Dass es in Wien auf Gewerkschafter- oder Abgeordnetenebene Gespräche gegeben hat, mag schon sein. Aber das hatte auf das Trio Voves/Schickhofer/Schützenhöfer keinen Einfluss.

Fehlt Ihnen Franz Voves?

Ja. Diese Entscheidung war so eine Ad-hoc-Geschichte, dass ich in den ersten Regierungssitzungen gedacht habe: Wo ist der Franz jetzt?

Was macht Franz Voves jetzt?

Er gartelt viel, weil er ein großer Rosenliebhaber ist. Wir sind regelmäßig in Kontakt, sprechen aber dann bewusst nicht über Politik. In den letzten fünf Jahren sind wir Freunde geworden und bleiben es für unser Leben.

Bis Ende Juli müssen 6500 Unterkünfte für die Flüchtlinge geschaffen werden. Bis jetzt sind aber nur 725 geschafft. Wie soll das funktionieren?

Die Steiermark erfüllt die Quote zu 94 Prozent. Wir waren schon mal auf 100 Prozent. Aber das ändert sich im Moment täglich. Von den 6500 Betten muss die Steiermark 750 aufbringen. 500 haben wir schon. Ich glaube, dass im Moment eine gewisse Überforderung mancher handelnder Personen da ist. Die Flüchtlingsfrage zeigt uns ja deutlich, dass dieses Europa der Union sein Herz und seine Seele noch gar nicht gefunden hat. Die nationalen Egoismen brechen voll durch. Und Österreich ist mittendrin. Deswegen kann ich den Bundeskanzler nur händeringend bitten, dass er nicht aufgibt, innerhalb der EU auf die Quotenregelung zu drängen.

Apropos: Werner Faymann wollte eine Bezirksquote. Warum lehnten die ÖVP-Länderchefs diese beim Gipfel ab?

Eine verpflichtende Quote würde in manchen Bereichen ein Problem sein. Es gibt einfach Gemeinden, wo eine Unterbringung von Flüchtlingen einfach nicht möglich ist. Aber eine Richtschnur kann es geben.

Sie wollen die Reformpartnerschaft fortführen. Was muss noch reformiert werden?

Der Mut darf uns trotz des Wahlergebnisses nicht verlassen. Ich brauche nichts mehr und bin am Zenit meiner Möglichkeiten. Dadurch ist man befreit von der Eitelkeit, eine Wahl gewinnen zu müssen. Das Schielen auf die nächste Wahl passiert leider in Österreich viel zu oft. Es gibt auch Politiker, die schielen sogar auf die nächste Schlagzeile. Das ist leider der Grund für den Stillstand in Österreich. Ich bin ich guter Dinge, dass ich mit dem neuen, jungen Team Reformen schaffen werde. Die Steiermark steht vor der Herkulesaufgabe Spitalsreform. Hier würde ich mir mehr Kompetenz für den Bund wünschen. Denn es muss eine Gesamtsicht geben. Es geht nicht, dass der Steirer sagt, bei mir hört die Welt in Hartberg auf. Aber einige Kilometer weiter gibt es in Oberwart auch ein Spital. Wir haben in Österreich alles in allem 287 Spitäler. In Schweden gibt es 84 Krankenhäuser. Der nächste heikle Punkt ist das Budget. Die Steiermark hatte 2015 erstmals ein Budget ohne neue Schulden. Ich kann heute nicht sagen, ob wir das auch 2016 schaffen werden. Denn die Rahmenbedingungen werden immer schlechter.

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