Schnedls Motto: Klartext statt Fallenstellen

Schnedl: Gilt auch bei Genossen als pakttreu und geradlinig.
Neuer GÖD-Chef: Mehr noch als sein Vorgänger gilt Ex-Gendarm Norbert Schnedl als ÖGB-treu.

Zugegeben, auf den ersten Blick klingt es nicht besonders schmeichelhaft, wenn Wegbegleiter über einen sagen: "In Sitzungen erspart er einem sehr viel Zeit."

Im Falle von Norbert Schnedl ist die Sache aber anders. Denn wer die ritualisierte Welt der Gewerkschaften nur ein wenig kennt und weiß, dass hier mitunter besonders darauf Wert gelegt wird, das politische Zeremoniell tunlichst einzuhalten, der versteht ganz gut, was es heißt, wenn Verhandlungspartner schnell zur Sache kommen und Klartext sprechen. Norbert Schnedl, so erzählt man sich im Gewerkschaftsbund, ist pakttreu, er redet nicht lange herum, und er lässt seine Partner selbst bei komplizierten Verhandlungen viel schneller als andere wissen, wo seine Schmerzgrenzen liegen.

Taktieren? Eher nicht

Das große Taktieren ist seine Sache nicht. Und gerade das macht Schnedl in der anderen Reichshälfte, also bei den sozialdemokratischen Gewerkschaftern der FSG, durchaus beliebt. "Der Norbert ist kein großer Fallensteller und das ist ausnehmend wohltuend", sagt ein hochrangiger SPÖ-Gewerkschafter zum KURIER. Im Unterschied zu Vorgänger Fritz Neugebauer ist der frühere Gendarmerie-Beamte Schnedl allein Kraft seiner Funktion gezwungen, eher verbindend zu wirken.

Schnedl ist nicht nur ein einflussreicher Teil-Gewerkschafter. Er ist zudem auch Vizepräsident des Gewerkschaftsbundes ÖGB – der Blick auf das große Ganze gehört in dieser Position dazu, will man politisch überleben.

Dass Schnedl die Positionen der Gewerkschaft bzw. des ÖGB bisweilen näher bzw. wichtiger waren als die der ÖVP, das bewies der gebürtige Wiener unter anderem beim Thema der Lohn- und Vermögenssteuern, wo er – zum Unmut hochrangiger schwarzer Parteigänger – die ÖGB-Linie demonstrativ mittrug.

Das klingt nach jeder Menge Selbstvertrauen. Der Beamtengewerkschaft GÖD wird der 56-Jährige aber trotz alledem nur bedingt einen eigenen, neuen Kurs geben können.

Erfolgreiche GÖD

Das "Warum" ist schnell erklärt: Im Unterschied zu anderen Teilgewerkschaften sind bei der GÖD die Mitgliederzahlen bis vor Kurzem sogar gestiegen. Die finanziellen Einnahmen sind ungleich stabiler als bei anderen Gewerkschaften. Und auch die Mitglieder sind mit der Arbeit ihrer Interessenvertreter weitgehend zufrieden.

Kurzum: Die GÖD ist eine Erfolgsgeschichte. Und am Kurs einer nach außen hin recht erfolgreichen Gewerkschaft, wird ein vernunftbegabter Chef vorerst wenig ändern. Auch dann nicht, wenn er gerne Tacheles redet.

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