Doskozil befindet sich mitten im Wahlkampf. Am 26. Jänner wählt das Burgenland, die Latte liegt für ihn bei 41,9 Prozent. Dieses letzte Wahlergebnis von Hans Niessl ist, gemessen am üblichen Niveau der SPÖ-Burgenland, ein schlechtes Ergebnis. Dennoch wird es für Doskozil nicht leicht, besser abzuschneiden, weil der insgesamt erbärmliche Zustand der SPÖ auch ins Burgenland negativ hineinstrahlt.
Gefahr des Flächenbrands
Dennoch will Doskozil eine Personaldebatte vermeiden. Denn sie platzt mitten in seinen Wahlkampf hinein. Mit der Personaldebatte sind Störfeuer verbundenund die Gefahr ist vorhanden, dass daraus ein öffentlich ausgetragener Richtungsstreit und ein Funktionsärskrieg wird. Es ist ja weit und breit kein Ersatz für Rendi-Wagner in Sicht, der in der SPÖ auf große Akzeptanz stoßen würde. Da ist ein Flächenbrand fast programmiert.
Zweitens ist es taktisch unklug, rund um Weihnachten einen Parteitag zu machen. Da kommt keine Aufbruchstimmung zustande, insbesondere, weil in diese Zeit die Präsentation der türkis-grünen Bundesregierung fallen wird. Eine neue Regierung fegt einen neuen SPÖ-Chef von der medialen Bühne.
"Schlimmer geht es nicht"
Daher die Haltung der Burgenländer, eine Personaldebatte vorerst zu verhindern. Das Problem dabei: Rendi-Wagner und Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch agieren derart dilettantisch, dass sie einen Aufstand in der ohnehin emotional gebeutelten Partei provozierten. Derart pleite zu sein, dass ein Viertel der Mitarbeiter gekündigt werden muss, ist an sich schon kein Ruhmesblatt. Aber den Betroffenen die Kündigung per Mail mitzuteilen, erschüttert die Glaubwürdigkeit der SPÖ als Arbeitnehmerpartei. "Chaos, Dilettantismus - schlimmer geht es gar nicht mehr", sagt ein schockierter Sozialdemokrat zum KURIER.
Stand Freitag, 29. 11., steht die SPÖ-Burgenland an dem Punkt zu hoffen, dass das Bundesparteipräsidium die Situation in den Griff bekommt. Allen voran Michael Ludwig ist gefordert, denn es sind seine Gefolgsleute Deutsch und Doris Bures, die in der Löwelstraße die Fäden ziehen.
Richtungsentscheidung am 26. Jänner
Was nach dem 26. Jänner geschieht, hängt wesentlich vom Wahlergebnis im Burgenland ab. Gewinnt Doskozil, wird er in der Bundespartei in Zukunft kräftig mitmischen. Vor allem: Wiens Bürgermeister Michael Ludwig erhofft sich Unterstützung durch Doskozil bei der Wiener Gemeinderatswahl 2020. Der Kurs des Burgenländers in der Sozial- und Sicherheitspolitik soll positiv in die Wiener Außenbezirke hinein strahlen.
Kommentare