Peršmanhof: Scharfe Abrechnung durch Sloweniens Ex-Botschafter

DEMONSTRATION "VOLLE AUFKLÄRUNG DES EINSATZES VOM 27. JULI 2025 AM PER?MANHOF"
Vorgaben aus Staatsvertrag zum Schutz der Volksgruppe würden nicht umgesetzt. Weiter Kritik am Polizeieinsatz auf dem Peršmanhof.

Alles anders als diplomatisch sind die Abschiedsworte des scheidenden slowenischen Botschafters in Wien. Aleksander Geržina sieht nicht, dass Österreich am Fortbestehen der slowenischen Minderheit gelegen ist. „Wenn die Republik in den 70 Jahren seit dem Staatsvertrag nicht imstande ist, den Artikel 7 (regelt die Rechte der slowenischen und kroatischen Minderheiten, Anm.) umzusetzen, dann haben wir guten Grund zu glauben, dass das nie passiert. Man wartet anscheinend, dass sich dieses Problem von selbst löst“, sagt er zur APA. „Das ist meine ganz große Wunde, dass wir hier nicht vorangekommen sind.“

Den umstrittenen Polizeieinsatz am Peršmanhof bezeichnete Geržina als „Stunde null für Kärnten“. Er könne immer noch nicht fassen, „dass so etwas in einer demokratischen Republik möglich ist. Hier wurde jedes Augenmaß verloren“, sagte der Diplomat. Er wies darauf hin, dass im Vorjahr dieselbe Veranstaltung an dem Ort stattgefunden habe. „Damals ist nur ein Polizist gekommen, und nach fünf Minuten war er wieder weg“, sagte er. „Zum Teil ist das, was am Sonntag passiert, schlimmer als der Ortstafelsturm.“ Damals habe nämlich die Exekutive die Minderheit geschützt.

Im Streit um die steirische Landeshymne äußerte sich Geržina ebenfalls kritisch. „Wir wünschen der Steiermark eine gute Reise mit dieser Vergangenheitsbewältigung“, kommentierte er das (zuletzt gescheiterte) Vorhaben der FPÖ-ÖVP-Landeskoalition, das Dachsteinlied in die Landesverfassung aufzunehmen. Darin wird ein beachtlicher Teil des heutigen slowenischen Staatsgebiets als steirisch besungen.

Unmittelbare Konsequenz sei, dass die Zusammenarbeit im slowenisch-steirischen Komitee „auf absehbare Zeit nicht stattfinden wird“. Gewundert und geschmerzt habe ihn die Position der mitregierenden ÖVP in der Hymnencausa.

Lobend äußerte sich Geržina über die neue Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (Neos). „Was ich gesehen habe, ist ein anderer Stil, und das ist gut.“ Auch dem Außenministerium tue eine „Erfrischung“ nach vier Jahrzehnten fast durchgängiger ÖVP-Führung gut.

Die zweite schmerzhafte Angelegenheit sei jene der slowenischen Volksgruppe in Kärnten gewesen. Diesbezüglich habe sich nicht viel bewegt, auch während der Regierungsbeteiligung der Grünen nicht.

FPÖ empört

„Die Volksgruppe der Kärntner Slowenen ist eine der am besten geförderten Minderheiten in ganz Europa“, entgegnet Kärntens FPÖ-Chef Erwin Angerer. „Während es in Österreich bereits eine umfangreiche Volksgruppenförderung gibt, verweigert Slowenien noch immer die Anerkennung seiner deutschsprachigen Volksgruppe.“

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