Rosenkranz-Rochade vollzogen: Blauer Neustart holpert noch

Rosenkranz
Die Freiheitlichen in NÖ haben einen neuen Chef. Der muss zunächst viele Kritiker besänftigen.

Schlussendlich lag Walter Rosenkranz mit seiner Einschätzung um 47 Delegierte daneben. „50 Prozent plus eine Stimme“ hatte sein bescheidenes Wahlziel für den gestrigen Sonderparteitag der FPNÖ gelautet. 208 von 320 Delegierten wählten ihn zum neuen Landesparteichef.

Ein Ergebnis von 65 Prozent ohne Gegenkandidaten wäre für manchen Politiker ein vernichtendes Urteil. Angesichts der Situation der FPNÖ darf der Wahlausgang als präzise Standortbestimmung gesehen werden.

Das niedrige Votum geht auf den Zwist um Vorgängerin Barbara Rosenkranz (nicht verwandt) zurück. Sie war nach dem schlechten Landtagswahl-Ergebnis (8,2 Prozent) in die Kritik geraten. Zunächst hatte sie sich geweigert, ihren Posten freiwillig zu räumen, dem Druck ihres Präsidiums und der Bundespartei aber schließlich nachgegeben. Ein Teil der Funktionäre stand jedoch bis zuletzt hinter ihr. Das war auch gestern zu spüren. „Man hat dich medial hingerichtet. Das kann man nur verurteilen“, wetterte etwa der Mödlinger FPÖ-Nationalrat Bernhard Vock. Erst das blaue Urgestein und Ex-Minister Harald Ofner konnte die verbalen Wogen glätten. Aber auch ihm gelang es nicht, das Wahlergebnis von Walter Rosenkranz zu verbessern. Der 51-Jährige dankte dem Plenum dennoch „für das Vertrauen“. Jetzt muss der Kremser Nationalrat daran gehen, die nö. Freiheitlichen zu einen.

Und das rasch. Bundesobmann Heinz-Christian Strache will bei der Nationalratswahl im Herbst mehr als 20 Prozent einfahren. „Und da wollen wir auch in Niederösterreich stark zulegen.“

Doppelspitze

Den Auftrag hat Walter Rosenkranz verstanden. Zur Bewältigung wird sich der Kremser Nationalrat morgen vom Parteipräsidium einen geschäftsführenden Landesobmann beistellen lassen. Den Posten übernimmt der derzeitige Landesparteisekretär Christian Höbart. Barbara Rosenkranz wechselt im Herbst ins Parlament.

„Bei den Blauen bleibt alles beim Alten: Nichts arbeiten und weiter streiten“, kommentierte ÖVP-Landesmanager Gerhard Karner den Parteitag. Mit Walter Rosenkranz komme ein „strammer Rechter aus einer deutschnationalen schlagenden Studentenverbindung an die Spitze der freiheitlichen Landespartei“, stellte die Sozialistische Jugend fest. Auch der Vorsitzende des Mauthausen Komitee Österreich, Willi Mernyi, übte Kritik.

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