Die Corona-Krise, so schien es, nahm dann anfänglich etwas Dampf aus dem Druckkessel. Pamela Rendi-Wagner betonte neben ihrer Rolle als Expertin stets, wie wichtig es sei, gemeinsam gegen die Ausbreitung der Pandemie anzukämpfen. Mehrfach stimmte die SPÖ den türkis-grünen Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionen zu, sogar die nächtlichen Ausgangsbeschränkungen trugen die Sozialdemokraten – hauptsächlich auf Druck ihrer roten Landeshauptleute – mit.
Doch mit diesem gemeinsamen Vorgehen ist es nun wieder vorbei, denn gegen den aktuellen Lockdown stimmte die Opposition geschlossen – also auch die SPÖ. Der Knackpunkt, um von der Konsenslinie abzuweichen, war das Umstellen des Unterrichts auf Homeschooling – da wollten auch die roten Landeshauptleute doch nicht mehr mitgehen, der Oppositionskurs der roten Abgeordneten setzte sich durch.
Zwischenzeitlich ist im Hintergrund freilich einiges passiert. Ein Game-Changer ist die Annäherung zwischen SPÖ und Neos. Dabei stand ausgerechnet die ÖVP Patin. Mit den Stimmen der Regierungskoalition wollte sie den Untersuchungsgegenstand im Ibiza-U-Ausschuss beschneiden, Rot und Pink liefen mit vereinter Kraft dagegen an und konnten schließlich einen gemeinsamen Erfolg verbuchen, als sie vom Verfassungsgerichtshof recht bekamen.
Dass es politisch durchaus Schnittmengen zwischen beiden Parteien gibt, demonstrieren sie seither immer wieder bei gemeinsamen Pressekonferenzen.
Auch auf persönlicher Ebene verstehen sich die Parteichefinnen gut. Rendi-Wagner schätze an Beate Meinl-Reisinger (Neos), dass sie ihre Versprechen halte, heißt es. Umgekehrt setze Meinl-Reisinger auf das virologische Fachwissen Rendi-Wagners. Was sie eine, sei auch ein besonders sachlicher Arbeitsstil ohne viele Emotionen.
Vorläufiger Höhepunkt der rosaroten Annäherung ist freilich die Koalition in Wien. Denkbar, dass auch sie in Zukunft dazu beitragen wird, ein selten gewordenes Phänomen wieder häufiger beobachten zu können: Einigkeit zwischen der roten Bundespartei und dem mächtigen Wien.
Schaden könnte die neue starke Verbindung hingegen den Grünen. Immerhin fischen beide, SPÖ und Neos, vor allem im soziokulturellen Bereich in deren Wählerteich.
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