Rendi braucht "ein Quäntchen mehr Populismus"
Pamela Rendi-Wagner ist jetzt auf Twitter. Dadurch erfährt die interessierte Öffentlichkeit von den jüngsten Wahlerfolgen der SPÖ. Zum Beispiel, dass im Kärntner Paternion mit seinen 4800 Wahlberechtigten der Bürgermeister ein Roter bleibt. Oder man liest von vier Salzburger-Gemeinden – von Hallein bis Straßwalchen –, in denen der ÖVP der Bürgermeister wieder abspenstig gemacht werden konnte. „Herzliche Gratulation“, twitterte die Parteivorsitzende.
Über die bedeutsameren Wahlniederlagen in Salzburg-Stadt oder in Stockerau im Weinviertel, wo es nach 74 Jahren roter Dominanz erstmals eine schwarze Bürgermeisterin gibt, liest man bei Rendi-Wagner nichts.
Zufall oder nicht? Am Tag nach der „schallenden Ohrfeige“ von Stockerau (SPÖ-NÖ-Landeschef Franz Schnabl) kochte die Personaldebatte wieder hoch. Und wieder geht es gegen Thomas Drozda, Parteigeschäftsführer von Rendi-Wagners Gnaden.
Schwerer Stand
Ob der harten Oppositionszeiten und den nicht eben berauschenden Umfragewerten zur baldigen EU-Wahl hat Drozda innerparteilich einen schweren Stand.
Zuletzt berief er für den 18. März eine Sitzung zur EU-Wahl in Wien ein, die Niederösterreicher fehlten auffälligerweise. „Natürlich ist uns das als Protest ausgelegt worden, aber es war nur eine Terminkollision“, rechtfertigt sich Schnabl. Er beteilige sich an keiner Personaldebatte. Denn: „Wir sollten im Wohnzimmer streiten und nicht am Balkon“, alles andere schade nur der Partei. Schnabls vordringlichster Wunsch an eben diese: „Wir müssen in der Kommunikation besser werden. Vor allem in den sozialen Medien sind wir weit hinter der ÖVP und der FPÖ.“
Andere Länder, ähnliche Sicht: Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser fordert „eine inhaltlich klare Linie und Geschlossenheit der Partei“. Kaiser: „Das ist das Einmaleins der Politik. Einen zerstrittenen Haufen wählt niemand. Streit nützt sicher nicht uns, sondern anderen.“
Nicht Verbiegen
Das Schlüsselwort, um aus SPÖ-Sicht wieder Wahlen zu gewinnen, ist für den Landeshauptmann aber: „Authentizität.“ Er wünscht sich echte Personen und Persönlichkeiten. Kaiser sagt: „Ich bin gegen das Verbiegen. Schauspieler sollen im Film auftreten, nicht in der Politik.“
Tipps für die Bundespartei kommen auch aus Tirol, wiewohl Landesparteichef Georg Dornauer sehr von Drozda angetan ist: „Ich habe selten bei jemandem eine so angenehme und konstruktive Art erlebt. Von mir gibt es volle Unterstützung für die Bundesparteispitze. Rendi-Wagner und Drozda können das.“
Dornauer sieht sich selbst als Beispiel oder gar Vorbild. Er gelte ja in Tirol als „einer, der sich etwas zu sagen traut“. Das könnte auch ein Erfolgsrezept für Rendi-Wagner sein: „Ein Quäntchen mehr Populismus, und Rendi geht in den Umfragen durch die Decke und spielt ob ihres Intellekts mit Kickl und Kurz Katz und Maus,“ meint er.
MIchael bachner
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