Mitterlehner pflegt seine privaten Wurzeln
Beim Tarockieren im Wirtshaus seines Schwagers Peter Haudum kann Reinhold Mitterlehner den Alltag hinter sich lassen. "Am Stammtisch ist er nicht mehr der Spitzenpolitiker, sondern einfach der Reinhold", meint der Wirt, dessen Schwester Anna Maria mit dem neuen ÖVP-Bundesparteiobmann verheiratet ist.
In und rund um Helfenberg, einer 950-Einwohner-Gemeinde im Oberen Mühlviertel, ist die Familie fest verwurzelt. Reinhold Mitterlehner, Vater von drei Töchtern, fährt an den Wochenenden regelmäßig nach Hause. Zur Erholung, aber auch für die Lokalpolitik. Seit 2002 ist er ÖVP-Bezirksparteiobmann von Rohrbach, zuvor engagierte er sich im Gemeinderat von Ahorn, einer Nachbargemeinde von Helfenberg. "Er ist sehr bodenständig, der Kontakt zur Basis ist ihm wichtig", sagt sein Stellvertreter Heinrich Pfoser.
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Fünf Geschwister
Mitterlehners Vater Josef war Postenkommandant der Gendarmerie in Helfenberg, Reinhold (geboren 1955) das älteste von sechs Kindern (fünf Burschen und ein Mädchen). "Jeder von uns hatte die Möglichkeit, eine Ausbildung zu machen. Da standen die Chancen nicht schlecht, dass etwas aus uns wird", erzählt Andreas Mitterlehner. Der Bruder des ÖVP-Chefs ist Generaldirektor der Hypo Oberösterreich, seine Gattin Michaela Vorstandsdirektorin der Raiffeisenlandesbank in Linz. Zwei weitere Brüder haben Karriere gemacht: Gottfried Mitterlehner ist Leiter des Landeskriminalamts, Thomas Mitterlehner Direktor einer Linzer Berufsschule, dessen Frau wiederum Bezirkshauptfrau von Rohrbach.
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Sind die Mitterlehners eine Art Clan, auch angesichts dieser Machtfülle? "Nein, eine ganz normale Großfamilie. Wir halten zusammen und unterstützen uns, wenn es notwendig ist. Den Reinhold sehe ich aufgrund der beruflichen Umstände nur drei bis vier Mal im Jahr", berichtet Hypo-General Andreas Mitterlehner. Der Aufstieg seines Bruders an die Spitze der Volkspartei sei die Fortsetzung einer eindrucksvollen Karriere: "Reinhold war immer bereit, Verantwortung zu übernehmen, und ich glaube, er wird trotz der schwierigen Umstände einen guten Start hinlegen."
Auch andere streuen dem neuen ÖVP-Chef Rosen: "Wenn es einer schafft, dann er", meint Ahorns Bürgermeister Josef Hintenberger. "Obwohl ich ihm als Freund nicht dazu geraten hätte, das Amt zu übernehmen."
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