Türkis-rot-pinke Pläne: Wen die Verschärfung der Korridorpension trifft

Rund drei Milliarden Euro will Türkis-Rot-Pink bis 2031 im Pensionsbereich einsparen. Unter anderem durch eine strengere Gestaltung der Korridorpension. Derzeit können Männer in Österreich nach 40 Versicherungsjahren und ab einem Alter von 62 in Frühpension gehen.
Ab 2026 soll der Korridor innerhalb von zwei Jahren auf 63 Jahre steigen. Und jener der Versicherungsjahre soll, auf drei Jahre aufgeteilt, auf 42 Jahre steigen.
Frauen sind davon vorerst nicht betroffen. Der Grund: Ihr Regelpensionsalter steigt derzeit bis 2033 Schritt für Schritt auf das Niveau der Männer – 65 Jahre.
Die Korridorpension ist eine vorzeitige Alterspension oder Frühpension. Sie ermöglicht es, mit 62 Jahren in den Ruhestand zu gehen – allerdings mit Abschlägen. Sie ist eine Alternative zur regulären Alterspension, die normalerweise erst mit 65 Jahren für Männer möglich ist. Das Regelpensionsalter der Frauen steigt bis 2033 schrittweise auf 65 Jahre.
Laut aktueller Regelung ist ein Mindestalter von 62 Jahren nötig. Zudem muss man mindestens 480 Monate oder 40 Jahre pflichtversichert gewesen sein. Die Abschläge betragen bis zum Regelpensionsalter von 65 Jahren 5,1 Prozent pro Jahr. Bei einem Pensionsantritt mit 62 Jahren verliert man also maximal 15,3 Prozent.
Die Korridorpension ist freiwillig, man kann also auch länger arbeiten. Sie ist weder an eine bestimmte Berufsgruppe, noch an bestimmte Voraussetzungen bei gesundheitlichen Einschränkungen gebunden, wie es etwa bei der Schwerarbeitspension der Fall ist.
In die reguläre Alterspension kann man erst ab 65, dafür bereits nach 15 Versicherungsjahren gehen. Abschläge gibt es keine. Anmerkung: Weniger Versicherungsmonate wirken sich selbstverständlich negativ auf die Pensionshöhe aus.
Die Neuregelung der Korridorpension sei prinzipiell "gut und richtig, weil die Leute dann später in Pension gehen", sagt Ökonom Dénes Kucsera vom wirtschaftsliberalen Thinktank Agenda Austria zum KURIER. Grund: Ein späterer Pensionsantritt hat gravierende Auswirkungen auf die Pensionshöhe.
Aber wie viele Personen (be-)trifft die Maßnahme der neuen Bundesregierung überhaupt? Und wie wirkt sie sich auf das Budget aus?
Bis zu 700 Millionen Euro pro Jahr
Kucsera hat sich dazu die Anzahl der Frühpensionierungen im Jahr 2024 angesehen. Laut der Pensionsversicherung PVA gingen rund 10.720 Personen in Korridorpension. 6.382 traten bereits mit 62 Jahren den Ruhestand an – und wären damit von der Neuregelung betroffen gewesen. Die Erhöhung auf 42 Versicherungsjahre dürften hingegen kaum Auswirkungen haben, diese erreichen die meisten Männer, die in Korridorpension gehen.
Budgetär bringt die Änderung der Korridorpension laut Agenda Austria vorerst rund 270 Millionen Euro pro Jahr. Ab 2028 seien auch Frauen davon betroffen, was dem Finanzminister jährlich bis zu 700 Millionen sparen soll, meint Kucsera. Aber auch das sei "zu wenig, um das Pensionssystem zu stabilisieren". Bereits 2024 lagen die Pensionsausgaben bei rund 30 Milliarden Euro.
2035? "Bis dahin ändert sich viel"
Kucsera plädiert deshalb, wie auch in der Vergangenheit, für eine Anpassung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung.
ÖVP, SPÖ und Neos haben sich "nur" darauf verständigt, dass die Versicherungsjahre für die Korridorpension ab 2035 steigen sollen, wenn der Budgetpfad bei den Pensionsausgaben nicht eingehalten wird. Was sagt der Ökonom dazu?
"Bis dahin ändert sich viel, 2035 ist wahrscheinlich schon die übernächste Regierung am Werk. Eigentlich müsste man das Pensionssystem jetzt sichern", meint Kucsera.
Kommentare