Rechtsextremismus: Graue Wölfe im Schafspelz

Rechtsextremismus: Graue Wölfe im Schafspelz
In Oberösterreich, Wien und Vorarlberg erfreuen sich türkische Faschisten eines immer regeren Zulaufs.

Juden, Kurden, Christen, Linke und Homosexuelle sind ihr erklärtes Feindbild. Ihre Symbole sind drei Halbmonde und ein Gruß, bei dem die Hand zu einem Wolfskopf geformt wird. Die "Grauen Wölfe", die Anhänger der türkischen faschistischen Partei MHP verachten Menschenrechte und sie werden – auch in Österreich – stetig mehr. Und das fast unbemerkt von der Mehrheitsgesellschaft. "Die Hot Spots liegen in Oberösterreich, Vorarlberg und Wien, weil hier viele Menschen mit türkischer Herkunft leben", erklärt der Politologe Thomas Schmidinger. Er hat am kürzlich erschienen Sachbuch "Grauer Wolf im Schafspelz", das von der Volkshilfe Oberösterreich herausgegeben wurde, mitgeschrieben.

"Die Faschisten sind hier meist in Vorfeldorganisationen wie Kultur- oder Sportvereinen organisiert", sagt Schmidinger. Besonders junge Männer mit türkischem Migrationshintergrund und ohne Zukunftsperspektiven seien für die rechtsradikalen Ideen anfällig. In den Vereinslokalen könnten sie Tischfußball spielen und seien leichte Beute für die Propaganda der Grauen Wölfe. "Viele haben auch negative Erfahrungen mit Ausgrenzung gemacht", erklärt Christian Schörkhuber von der Volkshilfe OÖ. Auf der Suche nach Identität würden sich einige der Burschen auch zu subkulturell inspirierten Gangs zusammenschließen, die aggressiv auftreten. "Es formiert sich eine neue Szene. Das wird zum Problem", prognostiziert Schörkhuber. In Oberösterreich sei das vor allem im Großraum Linz, in Wels und Ried der Fall. "Oft wird die Politik herangezogen, obwohl die Probleme anderswo zu suchen sind", beschwichtigt jedoch Michael Tischlinger vom Landesamt für Verfassungsschutz Oberösterreich. "Wir wissen, dass es die Grauen Wölfe gibt und wir sind auch vor Ort. Derzeit machen sie aber keine Probleme."

Kritik an Linzer SPÖ

Schörkhuber und Schmidinger warnen jedoch davor, dass die türkischen Rechtsextremen zu wenig ernst genommen und verharmlost würden. Dabei würden sie auf die Jugendlichen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss ausüben. Lokalpolitiker würden wegen einer potenziellen Wählerschaft den Kontakt mit türkischen Vereinen suchen, die der extremen Rechten nahe­stehen.

"Es gibt keine Sensibilität dafür, wo die Gruppierungen zuzuordnen sind", bemängelt Schmidinger. Unter Kritik steht etwa die Linzer SPÖ. Denn im Ausländer-Integrationsbeirat, der vom SP-Bürgermeister bestellt wird, sitzt auch ein Vertreter des Kulturvereins "Avrasya". Und diese Organisation sei den Neofaschisten zuzurechnen. Auch beim traditionellen Mai-Aufmarsch sollen Graue Wölfe offiziell begrüßt worden sein.

Integrationsstadtrat und Vizebürgermeister Klaus Luger (SP) versteht die Aufregung nicht. "Ich grenze niemanden aus und bin bisher sehr gut damit gefahren." Außerdem lebe er in einem Rechtsstaat. Und solange keine Anzeige nach dem Verbotsgesetz gegen "Avrasya" vorliege, werde er die Kooperation auch nicht beenden. Zumal der Verein gar nicht ident mit den faschistischen Grauen Wölfen sei. "Die Zusammenarbeit mit dem Avrasya-Vertreter funktioniert sehr gut. Er ist ein ausgesprochen aktives Mitglied im Beirat, in dem es auch Teilnehmer aus Kurden-Organisationen gibt." Probleme mit den üblicherweise verfeindeten Lagern gebe es keine.

In der heimischen Politik herrsche noch ein großes Unwissen über die Problematik und die Symbole der Grauen Wölfe vor, meint Schörkhuber. "Es gibt ein Foto, dass Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer bei einem Fußballspiel zeigt. Um ihn herum stehen Jugendliche, die den Wolfsgruß machen, während er lächelt."

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