Pilz-Vorstoß ist für Glawischnig unüberlegt

Angesichts des Wahl-Minus für die von Maria Vassilakou geführten Wiener Grünen drängt Peter Pilz auf eine Richtungskorrektur. Parteichefin Glawischnig (re.) ist dagegen.
Nicht nur der Parteichefin, auch manchen Parteikollegen missfällt der Kurswechsel-Wunsch.

Peter Pilz empört Parteifreunde – ob der Wien-Wahl-Konsequenzen, die er begehrt. Als "linkspopulistischen Gegenpol zu den Nationalisten" möchte er die Grünen positionieren. Parteichefin Eva Glawischnig ist davon nicht angetan: "Die Grünen sind eine linksliberale Umweltpartei. Populismus ist mir fremd, das ist nicht Teil unserer Politik – und wird es auch nicht werden. Probleme sind nicht aufzukochen, sondern zu lösen." Ein "bisschen unüberlegt" komme ihr Pilz’ Vorstoß vor. Wegen eines Minus von einem Prozentpunkt in Wien sei der bisherige Kurs nicht infrage zu stellen: "Wir hatten bei allen Wahlen davor Vertrauenszuwachs." Vor allem "beim Flüchtlingsthema" warne sie davor, "in Richtung Populismus zu gehen". Ist also alles paletti? "Wir werden uns immer wieder neu und besser aufstellen müssen – aber in Ruhe. Ziel für 2018 ist: Grün statt Blau in der Regierung."

Die Abgeordnete Alev Korun ätzt in Richtung Pilz: "Ich bin fasziniert, wenn Menschen, die im Wahlkampf kaum etwas getan haben, die Ersten sind, die nach einer Wahl kommentieren." Pilz sei gesagt: "Don’t talk about it, do it!" Es werde niemand in der Partei daran gehindert, "einfacher zu formulieren und unter die Leute zu gehen. Viele Grüne tun das. Ich auch."

Mandatar Dieter Brosz urteilt: "Der Begriff Populismus ist unangebracht. Er bedeutet laut Duden ,von Opportunismus geprägte, oft demagogische Politik‘." Abgesehen davon solle "jeder vor der eigenen Türe kehren".

Hans Arsenovic, Vormann der Grünen Wirtschaft Wien, sagt: "In Österreich ist Platz für eine linkspopulistische Partei mit Menschenfängern an der Front. Die Grünen können das aber nicht sein, weil ihnen Populismus zuwider ist." Zu Pilz merkt er an: "Wenn ältere Herren in der Midlife Crisis Sehnsucht nach einer linkspopulistischen Partei haben, dann sollen sie eine gründen."

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