Nach der Wahl 2019 verabschiedete sich die Ärztin in die Polit-Pension. Nach einem Führungsstreit in ihrer Partei kehrte Sprickler-Falschlunger aber im Herbst 2021 noch einmal zurück und übernahm erneut das SPÖ-Ruder. Es ist also der Parteiräson von Sprickler-Falschlunger geschuldet, dass sie und Rauch, den sie im Dezember heiratete, sich erneut in kontroversiellen Rollen fanden. Nur weil ihr Mann nun Gesundheitsminister ist, hält die SPÖ-Politikerin nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg. Kürzlich sagte sie den Vorarlberger Nachrichten, dass sie das Aus für die Impfpflicht unter ihrem Gatten bedaure. Sie halte es dabei „wie die meisten Frauen, die halt nicht immer mit ihren Partnern einer Meinung sind“.
Rauch und Sprickler-Falschlunger sind kein Einzelfall. Die frühere ÖVP-Nationalratsabgeordnete Karin Hakl und der freiheitliche Notar Harald Stefan lernten einander 2008 im Nationalrat kennen. Geheiratet hat das Paar 2017 nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes.
Beim ehemaligen ÖVP-Bauernbundchef Fritz Grillitsch brachte das Liebesleben Unruhe auch in die Polit-Karriere. Grillitsch war mit der damaligen FPÖ-Generalsekretärin Magda Bleckmann liiert. Die Scheidung von seiner vorherigen Ehefrau beraubte ihn des Bauernhofs. Der oberste ÖVP-Bauernvertreter ohne Hof? Das hätte Grillitsch beinahe die Karriere gekostet. Das Fass zum Überlaufen brachte im Jahr 2011 eine andere Episode. Grillitsch lud den Buchautor Thilo Sarrazin („Deutschland schafft sich ab“) nach Graz ein, wo Sarrazin vor Hunderten ÖVP-Funktionären
auftrat. Auf wundersame Weise war auch der damalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zu einer Einladung gekommen – und kaperte die Veranstaltung werbewirksam für sich und die FPÖ.
Wenig später war Grillitschs Polit-Rückzug besiegelt.
Eine harte Probe hatte das Pärchen Johanna Jachs (VP) und Hannes Amesbauer (FP) zu bestehen. Bald nach Beginn ihrer Beziehung wurde das Ibiza-Video publik, das die ÖVP zum Anlass nahm, der FPÖ die Sessel vor die Regierungstür zu stellen. „Wir hatten unterschiedliche Wahrnehmungen zum Ibiza-Video“, erzählte Jachs damals dem KURIER. Das Paar hat eine gemeinsame Tochter.
Zu den überparteilichen Paaren zählen auch Wüstenrot-Chefin Susanne Riess und EU-Kommissar Johannes Hahn. Allerdings stimmt „überparteilich“ nicht ganz. Riess war zwar FPÖ-Chefin (bis 2002), trat aber 2005 aus der FPÖ aus. Seither findet sie sich regelmäßig in Wahlkomitees für ÖVP-Politikerinnen.
Neu hinzu kommt die LGBT-Schiene. Anlässlich der Rauch/Falschlunger-Episode meldete sich der SPÖ-Funktionär Paul Reisenauer per Twitter: Er sei mit einem grünen Bezirksrat liiert, und der „hält verhältnismäßig gut aus, dass ich den Fernseher anschreie, wenn grüne Minister-innen in der ZiB sind“.
Laut dem Paartherapeuten Roland Bösel sind politische Meinungsverschiedenheiten in einer Familie an sich nicht negativ. Zum Problem würden sie erst, wenn sie sich zum Konflikt auswachsen. „Dann steckt aber in der Regel etwas anderes dahinter. Oft will ein Partner dem anderen nicht sagen, was ihm oder ihr in der Beziehung fehlt, und reitet stattdessen auf der politischen Meinung des anderen herum.“
Wenn Minister Rauch sagt, er liebe seine Frau, und sie habe nunmal eine andere Meinung, sollte man das gesamtgesellschaftlich als positives Beispiel sehen. Bösel: „Man kann doch auch einmal etwas kontroversiell stehen lassen. Wenn es zwei gegenteilige Ansichten gibt, muss nicht immer einer recht bekommen.“
Doch ganz so tolerant geht es nicht immer zu. Die aus dem liberalen Kennedy-Clan stammende Ex-Frau von Arnold Schwarzenegger, Maria Shriver, sanktionierte den republikanischen Übereifer ihres Mannes auf besondere Weise, verrät er in seinen Memoiren: Es gab „vierzehn Tage keinen Sex“.
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