Als Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) im März die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar besuchten, wurde bereits darüber gesprochen, wie man mittel- und langfristig die Energieabhängigkeit von Russland reduzieren könnte. Damals kam die Regierungsspitze mit der Botschaft zurück, dass man auf grünen Wasserstoff aus den Emiraten und auf Flüssiggas aus Katar setzen könne. Schon damals soll aber auch über die weitere Strategie der OMV gesprochen worden sein. Immerhin hält die staatliche Aktiengesellschaft Mubadala in Abu Dhabi knapp unter 30 Prozent an der OMV.
So ein Gespräch könnte in den kommenden Wochen erneut wichtig sein, diesmal wohl gemeinsam mit Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), weil ja die Österreichische Beteiligungs AG, kurz ÖBAG, 31,5 Prozent an der OMV hält. Das Thema: Soll ein norwegisches Konsortium in den Gas- und Öl-Bereich der OMV einsteigen? Mit dem Hinweis, dass dadurch nicht mehr auf russisches Gas zurückgegriffen werden müsste. Womöglich wird die Regierungsspitze deswegen in wenigen Wochen erneut nach Abu Dhabi reisen.
Offiziell will dazu niemand etwas sagen. Finanzminister Brunner ließ aber bereits vor Wochen verlauten, dass die Versorgungssicherheit derzeit eines der wichtigsten Themen sei. Deswegen soll sich auch Kanzler Karl Nehammer persönlich eingeschaltet haben.
Allerdings soll das Engagement der Norweger nicht überall auf Gegenliebe stoßen. Vor allem nicht innerhalb der OMV. Seit dazu ein KURIER-Bericht erschienen ist, laufen die Telefone heiß. Es soll sogar ein Gespräch zwischen dem Kanzler und OMV-Generaldirektor Alfred Stern geplant sein. Der OMV-Chef war auch von Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) gezielt auf das Thema Norwegen angesprochen worden. Sie will unbedingt, dass der Deal – verbunden mit dem Ausstieg aus russischem Gas – seriös geprüft wird.
Brief an Von der Leyen
Eine heftige politische Debatte gibt es auch um eine Tochterfirma der OMV. Seit Borealis verkündet hat, dass der Düngemittelbereich an den Agrofert-Konzern des ehemaligen tschechischen Premiers Andrej Babiš verkauft worden ist, laufen die Bauern dagegen Sturm. An der Spitze der Proteste steht der NÖ Bauernbund mit Obmann Stephan Pernkopf und Direktor Paul Nemecek. Jetzt erhalten sie Unterstützung von den französischen Konservativen Les Républicains (LR). Immerhin ist Borealis auch dort der größte Düngemittelhersteller. LR-Agrarsprecherin Anne Sander hat nun gemeinsam mit dem EU-Abgeordneten und Bauernvertreter Alexander Bernhuber einen Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gesandt. Mit der Bitte, den Deal zu stoppen.m. gebhart
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