Plagiatsvorwürfe: Thomas Drozda darf Magistertitel behalten

Darf Magister bleiben: SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda
Thomas Drozda orienterte sich in seiner Diplomarbeit tatsächlich an einer Publikation. Den Magistertitel darf er behalten.

Im Mai 2017 wurde Thomas Drozda, damals Kulturminister, vorgeworfen, dass er einige Passagen in seiner Diplomarbeit "nicht korrekt als Zitat gekennzeichnet habe"; diese sei „somit unter Umständen als Plagiat zu werten“. Die Universität Linz gab eine Prüfung in Auftrag, die sich lange, sehr lange hinzog. Auf Nachfrage des KURIER gab die Universität am Montag bekannt, dass Drozda, nun Bundesgeschäftsführer der SPÖ, sich zum Teil "tatsächlich von Inhalt und Aufbau her an einer zum Zeitpunkt der Einreichung rezenten deutschen Publikation" orientiert habe, ohne diese als Quelle in hinreichendem Maße auszuweisen.

Die Universität Linz ist aber zum Ergebnis gelangt, dass die in der "gesetzlichen Bestimmung normierten Voraussetzungen für eine Aberkennung nicht erfüllt" seien. Das Verfahren wurde daher eingestellt.

Begründet wird die Entscheidung unter anderem damit, dass "es sich bei der gegenständlichen Arbeit um eine Diplomarbeit und nicht um eine Dissertation handelt", dass keine wörtliche Übernahme von Textpassagen erfolgt sei; dass die Arbeit einen – gemessen an anderen Diplomarbeiten der damaligen Zeit – überdurchschnittlichen Umfang aufweise und die übrigen, für sich allein als Nachweis einer wissenschaftlichen Befähigung geeigneten Teile der Arbeit unbeanstandet geblieben sind. Zudem sei "die für einen Teil der Arbeit als Vorbild verwendete Publikation Gegenstand des Betreuungsverhältnisses" gewesen, sodass "die aufgezeigten Parallelen daher bei der Beurteilung berücksichtigt werden konnten".

Es könne daher "nicht von einem für die Approbation der Arbeit kausalen Fehlverhalten ausgegangen werden, wie es für die Annahme eines 'Erschleichens' der Approbation und damit das akademischen Grades im Sinne der eingangs zitierten gesetzlichen Bestimmung erforderlich wäre".

Laut Universität Linz habe Drozda seine Diplomarbeit bereits 1981 verfasst, offenbar ein Druckfehler. Der Bundesgeschäftsführer, 1965 geboren, war damals 16 Jahre alt. Tatsächlich eingereicht wurde die Diplomarbeit „Die Internationalisierung verstaatlichter und privater österreichischer Industrieunternehmungen: unterschiedliche Motivationen und Fähigkeiten“ im Oktober 1989.

Die Vorgeschichte

Nach der Veröffentlichung dieses Artikels bat Drozda um Ergänzung: Er sei es gewesen, der die Uni Linz um Prüfung ersucht habe. Dies stimmt. Allerdings gibt es dazu eine Vorgeschichte:

Am 15. März 2017 schrieb der KURIER ein Mail an den damaligen Kulturminister Drozda: „Bereits vor Weihnachten munkelte man, dass Ihre Diplomarbeit nicht sauber sei. In dieser gaben Sie die eidesstattliche Erklärung ab, ,die den benützten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommen[en] Stellen als solche kenntlich gemacht' zu haben. Es besteht aber der Verdacht, Sie könnten unter anderem Passagen aus der Dissertation von Herbert Krist (1985) unzitiert übernommen haben. Der KURIER verfolgte die Sache nicht weiter. Doch nun (…) ist sie brisant geworden. Ich bitte Sie daher um eine Stellungnahme. Vielleicht wollen Sie Ihre Diplomarbeit von Plagiatsforscher Stefan Weber prüfen lassen?"

Der Pressesprecher von Drozda antwortete damals, dass es keine Stellungnahme geben werde.

Am 22. Mai 2017 berichtete ServusTV über die Plagiatsvorwürfe. Die APA berichtete in der Folge, dass der Minister die Uni Linz um Prüfung ersucht habe, „nachdem erste Gerüchte im März aufgetaucht seien“.

 

 

 

 

 

 

 

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