Plagiatsforscher: "Unter Polaschek wurde alles eingefroren"

Wissenschafts- und Bildungsminister Martin Polaschek
ÖVP-Innenminister Gerhard Karner, Bundespolizeidirektor Michael Takàcs und die grüne Justizministerin Alma Zadić haben eins gemein: Plagiatsforscher Stefan Weber bemängelt ihre wissenschaftlichen Arbeiten. Alle Genannten sehen die von ihm öffentlich gemachten Plagiatsvorwürfe „gelassen“.
Nun kritisiert Weber im KURIER-Gespräch den zuständigen Bildungs- und Wissenschaftsminister Martin Polaschek (ÖVP). „Seit Minister Polaschek im Amt ist, gibt es keinen Diskurs zu guter wissenschaftlicher Praxis (GWP) mehr“, sagt Weber. „Dabei wäre gerade die Qualitätssicherung durch GWP-Standards ein so wichtiger ‚Gegenspieler‘ zur Budget-Ausstattung der Universitäten über das Kriterium der Prüfungsaktivität.“
IHS-Studie
Unter Polascheks Vorgänger Heinz Faßmann habe man indes einiges bewegen können und „der Hochschul-Sektionschef hatte ein offenes Ohr und unterstützte meine Vorhaben. Wie gesagt, unter Minister Polaschek wurde das alles eingefroren.“ Weber macht die Kritik und vermeintlichen Versäumnisse an Beispielen fest.
„Zunächst wurde im März 2022 die Präsentation der Plagiatserhebung des Instituts für Höhere Studien, die noch von Minister Faßmann initiiert wurde, kurzerhand abgesagt. Ein neuer Termin wurde zeitnah in Aussicht gestellt, seitdem ist mehr als ein halbes Jahr vergangen.“ Seitens Polascheks Ressort heißt es dazu zum KURIER, die „Ergebnispräsentation wurde verschoben, wird aber ehestmöglich nachgeholt“.
Säumig sei man auch, so Weber, bei der „Installierung eines Forschungsschwerpunkts zu guter wissenschaftlicher Praxis an der TU Wien“. Diese sei Webers Vernehmen nach „nach dem Plagiatsvorwurf gegen Karner von Polaschek gecancelt“ worden. „Ich habe, wie es aussieht, zweieinhalb Jahre ehrenamtliche Vorarbeit umsonst geleistet.“

Plagiatsforscher Stefan Weber
Mit Webers Aussagen konfrontiert, heißt es dazu aus dem Ministerium zum KURIER: „Das Projekt wurde weder gecancelt, noch gibt es irgendeinen Zusammenhang.“ Das Ministerium habe diesbezüglich auch keine operative Rolle. Gemäß dem „Informationsstand des Ministeriums“ soll es „in den kommenden Monaten in eine Realisierungsphase kommen, die idealerweise auch weitere Universitäten miteinbezieht“.
Mit Stefan Weber selbst habe es in den letzten Monaten immer wieder Kontakte seitens des Ministeriums gegeben, „da er regelmäßig auch Vorschläge aus seiner Perspektive an das Ministerium heranträgt“. Neben Weber sei das Ressort „mit mehreren Akteuren wie der Österreichischen Agentur für Wissenschaftliche Integrität oder dem Zentrum für österreichisches und europäisches Hochschulrecht sowie Hochschulgovernance an der Universität Graz in Kontakt, um den Themenbereich zu bearbeiten“.
Kommentare