Pflegekräfte: Arbeitsabkommen mit Philippinen bringt Bewegung
Im Rennen um Fachkräfte wird Österreich jetzt am philippinischen Arbeitsmarkt aktiv: WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf und Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler haben vergangene Woche in der Hauptstadt Manila ein Abkommen zur Anwerbung von qualifizierten Arbeitskräften unterzeichnet.
Geplant ist, bis 2027 jährlich rund 400 Filipinas und Filipinos über die Rot-Weiß-Rot-Karte zu holen, mittelfristig sollen es noch mehr werden.
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Gerade im Pflegebereich könnte so eine Lücke gefüllt werden – das hofft zumindest Oberösterreichs Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP), der nach Manila mitgereist ist. Erst kürzlich hat er im KURIER kritisiert, dass Österreich auf philippinischen Jobbörsen nicht präsent ist und vom Gesundheitsministerium eine bundesweite Strategie gefordert. Dort war man zurückhaltend: Es brauche ein gemeinsames europäisches Vorgehen, ein Konkurrenzkampf sei nicht zielführend.
Gesundheitsministerium "unterstützt Bemühungen"
Am Dienstag heißt es dann auf KURIER-Anfrage: Für die Rekrutierung von Pflegepersonal seien die Länder und die jeweiligen Einrichtungen zuständig, „natürlich“ unterstütze man aber Bemühungen, qualifiziertes Pflegepersonal aus dem Ausland anzuwerben.
Das Memorandum sei vorrangig Sache des Wirtschaftsministeriums. Man sei „im regelmäßigen Austausch“, so auch mit anderen relevanten Systempartnern. Sollte es zu einer bundesweiten Strategie kommen, dann eben im Rahmen dieses Austausches.
Mittelfristig brauche es ein gemeinsames europäisches Vorgehen – „sinnvolle Pilot-Initiativen“ könnten davon ein Element sein. Hingewiesen wird darauf, dass die EU-Kommission für den 15. November ein Paket zur Anwerbung qualifizierter Fachkräfte aus Drittländern angekündigt hat.
Deutsch als Wahlfach
Landesrat Hattmannsdorfer dauert das zu lange: Oberösterreich (aber auch Wien) hat bereits vor einem Jahr begonnen, Pflegekräfte von den Philippinen zu rekrutieren.
Bei der Manila-Reise hat der Landesrat zwei Tage drangehängt und Vereinbarungen mit führenden Unis abgeschlossen: Unter anderem soll Deutsch als freies Wahlfach neben Japanisch, Chinesisch und Arabisch (Sprachen der aktuell favorisierten Zielländer) etabliert und Oberösterreich bei Absolvententreffen als Arbeitsland beworben werden.
„Qualifizierte Zuwanderung wird zu einer Schicksalsfrage“, sagt Hattmannsdorfer. „Wir dürfen Zuwanderung nicht dem Zufall überlassen, sondern müsen streng auswählen, wer zu uns kommt. Das bedeutet auch, dass wir uns möglichst atraktiv positionieren, um leistungsbereite Menschen anzuziehen.“
Und er bleibt dabei: Es brauche eine bundesweite Strategie, eine zentrale Rekrutierungsstelle und raschere Nostrifizierungen.
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Wettbewerb
Österreich befinde sich in puncto „qualifizierter Zuwanderung im Wettbewerb mit der ganzen Welt“, sagt auch ÖVP-Ministerin Susanne Raab bei der Präsentation einer Integrationsservicestelle für Fachkräfte in Wien.
Die Einrichtung soll vor allem Menschen, die mit der Rot-Weiß-Rot-Karte nach Österreich kommen, beim Spracherwerb, bei der Anerkennung von Ausbildungen (Nostrifikation) und Aufbau eines Netzwerkes (Mentoring-Programm) helfen.
Knapp 3.000 RWR-Karten werden jährlich ausgestellt. Dem gegenüber stehen über 220.000 offene Stellen, vor allem in den Bereichen Pflege, Digitalisierung, Gastronomie und Tourismus.
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