Pflege: Laut Wifo bis 2030 rund 24.000 zusätzliche Pflegekräfte nötig

Pflege: Laut Wifo bis 2030 rund 24.000 zusätzliche Pflegekräfte nötig
Schätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts zeigt hohen Bedarf im Personalsektor auf.

Laut einem Bericht des Wifo steigt der Bedarf an Pflegekräften in den nächsten Jahrzehnten stark an. Im Jahr 2030 werden demnach gut 24.000 zusätzliche Stellen benötigt (Vollzeitäquivalente: 18.000). Bis zum Jahr 2050 schätzt das Wifo den Mehrbedarf sogar auf knapp 80.000 Kräfte (58.000 Vollzeitäquivalente). Besonders viele Pflegekräfte fehlen in Vorarlberg.

Derzeit (Stand 2016) gibt es laut dem der APA vorliegenden Bericht 63.000 Pflegekräfte (45.000 Vollzeitäquivalente). Laut den Pflegeexperten des Wirtschaftsforschungsinstituts, Ulrike Famira-Mühlberger und Matthias Firgo, würde die prognostizierte Steigerung bis 2030 einen Zuwachs um rund 39 Prozent bedeuten. Bis 2050 sind laut den Berechnungen des Instituts sogar mehr als doppelt so viele Pflegekräfte nötig (ein Plus von rund 127 Prozent). Die Prognosen basieren auf Daten der Statistik Austria und aktuellen Projektionen zur Nachfrage nach Pflegedienstleistungen. Die Schätzung umfasst sowohl den Bereich der mobilen Pflege (für jene, die zuhause gepflegt werden) als auch den stationären Bereich (Pflegeheime). Dabei wird von gleichbleibenden Personalschlüsseln ausgegangen, die bereits existierende Personallücke kann mit den vorhandenen Daten nicht abgebildet werden, so die Autoren des Berichtes.

Pflege: Laut Wifo bis 2030 rund 24.000 zusätzliche Pflegekräfte nötig

Wesentlicher Grund für die Erhöhung des Personalbedarfs ist die demografische Entwicklung. Laut Wifo wird sich die Zahl der alten Menschen in Österreich in den kommenden Jahrzehnten sowohl absolut als auch relativ (zu jener der Jüngeren) stark erhöhen. Während im Jahr 2017 nur 4,9 Prozent der Österreicher 80 Jahre oder älter waren, werden es bis 2030 6,7 Prozent sein, so die Daten der Statistik Austria. Im Jahr 2050 wird dann schon mehr als jeder zehnte Österreicher über 80 Jahre alt sein (11,1 Prozent). In absoluten Zahlen wird die Steigerung noch deutlicher: 2017 waren rund 436.000 Personen 80 Jahre oder älter. Laut der Hauptvariante der Prognose werden es 2030 dann 636.000 sein. 2050 übersteigt die Zahl der Älteren bereits die Millionen-Grenze (1,084 Mio.).

Bundesländer

Einen Unterschied zeigt der Wifo-Bericht auch je nach Bundesland: Während in Wien der prognostizierte Mehrbedarf an Pflegekräften vergleichsweise gering ausfällt (+32 Prozent bis 2030; +98,8 Prozent bis 2050), wird er für Vorarlberg besonders hoch geschätzt: Im Ländle rechnet die Studie mit einem notwendigen Plus an Pflegekräften bis ins Jahr 2030 um 52 Prozent. Bis 2050 wird laut der Prognose eine Steigerung um 154 Prozent notwendig sein.

Die Nachfrage nach Pflegekräften wird aber nicht nur wegen des Anstiegs an älteren und sehr alten Menschen zunehmen. "Durch die Alterung der Gesellschaft fallen auch potenzielle informelle Pflegepersonen in der Angehörigenpflege weg", erklärte Koautorin Ulrike Famira-Mühlberger.

Um den steigenden Bedarf künftig decken zu können, empfiehlt das Forschungsinstitut, die Attraktivität der Pflegeberufe deutlich zu steigern. Dabei gehe es nicht nur um höhere Einkommen, wiewohl diese die Attraktivität von Pflegeberufen "wesentlich verbessern" würden. Maßnahmen wären auch bei den Arbeitsbedingungen nötig, erklärten die Autoren mit Verweis auf entsprechende Umfragen. Demnach würden die Betroffenen psychosoziale Begleitung, eine Einschränkung der Zahl der prekären Dienstverhältnisse, eine Verbesserung der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, der Ausbau des Angebots an berufsbegleitenden Ausbildungsmöglichkeiten, die Einführung von Lehrberufen im Bereich der Pflege sowie die Förderung der Höherqualifizierung von Personal begrüßen.

Gesellschaftliche Herausforderung Pflege

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