Alarmismus? "Echte Pensionskosten" laut Korosec niedriger

Ingrid Korosec - Salon Salomon
Laut der Seniorenbund-Präsidentin liegen die Pensionskosten "nur" bei 25 Milliarden Euro. Sie schlägt zudem ein "flexibles Antrittsalter" vor.

Kursieren in der Debatte über das Pensionssystem „falsche“ Beträge? Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec (ÖVP) vertritt diese Ansicht schon länger. In Österreichs Umlagesystem bezahlen die Beitragszahler bekanntlich die aktuellen Pensionen. Da die eingezahlten Beiträge bei weitem nicht ausreichen, muss der Staat dem System jährlich Geld zuschießen.

Laut der Alterssicherungskommission flossen im Vorjahr 32,8 Milliarden Euro an staatlichen Zuschüssen ins Pensionssystem – also fast ein Drittel der staatlichen Einnahmen. Korosec pocht aber darauf, dass die „echten Pensionskosten“ um rund 25 Prozent niedriger seien und 25 Milliarden betragen.

Ausgleichszulage nicht Teil der Pensionskosten?

Die 84-Jährige moniert, dass auch Sozialleistungen und Maßnahmen zur Armutsbekämpfung im Ausmaß von acht Milliarden als Pensionskosten verbucht würden. Das stimmt prinzipiell, ist teilweise aber auch eine semantische Frage. So definiert Korosec auch die Ausgleichszulage für Mindestpensionisten, die im Vorjahr 1,3 Milliarden Euro ausmachte, nicht als Pensionskosten. Bei den gesetzlichen Pensionen sind laut Korosec 4,9 von 17,1 Milliarden keine „echten“ Pensionskosten, bei den Beamten 3,1 von 15,7 Milliarden

„Alarmismus führt zu massiver Verunsicherung bei Jung und Alt“, warnt Korosec vor einer „gefährlichen Spirale“. Würden Jugendliche ständig hören, dass die Pensionen bald unfinanzierbar seien, würde deren Bereitschaft sinken, arbeiten zu gehen. Damit würden die Einzahlungen sinken und die Gefahr der Altersarmut steigen. Resultat: „Das Prinzip des Umlagesystems kommt ins Wanken.“

Debatte um Antrittsalter laut Korosec "retro"

Abseits der Debatte, ob nun ein Drittel oder „nur“ ein Viertel der staatlichen Einnahmen „echte Pensionskosten“ sind: Eine nachhaltige Reform des Systems fordern Ökonomen schon länger. WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr oder Fiskalratspräsident Christoph Badelt plädieren etwa dafür, das gesetzliche Pensionsantrittsalter schrittweise anzuheben – beispielsweise auf 67 Jahre.

Der Grund: Die Zuschüsse ins Pensionssystem steigen laut Prognose der Alterssicherungskommission weiterhin. Betragen sie derzeit rund 6,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), sollen sie bis 2035 auf 7,2 Prozent ansteigen. Die Maßnahmen von Türkis-Rot-Pink zielen auf eine Erhöhung des faktischen Antrittsalters ab. Laut Berechnungen des Neos Lab bringt das aber nur bis 2037 Einsparungen.

Das gesetzliche Antrittsalter der Männer liegt derzeit bei 65 Jahren, jenes der Frauen steigt bis 2033 auf diesen Wert. Ist das zu wenig? Korosec hält diese Debatte für „retro“ und „nicht generationengerecht“. 41,2 Prozent der 55- bis 64-Jährigen in Österreich würden derzeit nicht aus einer Erwerbstätigkeit in Pension gehen. 

In Schweden und Dänemark, die ein höheres gesetzliches Antrittsalter als Österreich haben, läge dieser Wert nur bei 22 bzw. 25 Prozent. Korosec plädiert deshalb für altersgerechte Arbeitsplätze und ein „flexibles Antrittsalter“ – bei dem Dauer und Art der Erwerbstätigkeit entscheidend sind.

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